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quillt seit der Weltschöpfung als Salzsole aus unzähligen Salz¬
quellen; es bedeckt als kristallischer Überzug die unfruchtbaren
Steppen Nordafrikas, Mittelasiens und Chiles; es schwimmt in so
ungeheuren Massen im Weltmeere, daß man, wollte man das ge¬
samte Meerwasser verdunsten, das ganze feste Land der Erde 625 m
hoch mit Salz würde bedecken können! Schaut hinaus auf das
unermeßliche Meer; sein blaues, durchsichtiges, lieblich anzusehendes
Wasser schmeckt salzig und bitter, ist untrinkbar für Menschen und
Tiere, aber vor Fäulnis geschützt durch das Salz. Steigt hinab
in Wieliezkas wunderbare Salzwerke, wo man so reines und durch¬
sichtiges Salz findet, daß man es sogleich, wie es aus der Erde
kommt, verbrauchen kann; besucht Österreichs Salzkammergut mit
seinen unermeßlichen Schätzen bei Ischl, Hallein und Hallstadt, und
das bayerische Reichenhall; seht Preußens mächtige Steinsalzlager
bei Staßfurt unweit Magdeburg, die unerschöpflichen Salzquellen
bei Halle, und überall, wo sonst euch der Ortsname Hall begegnet,
da werdet ihr finden, was das Wort bezeichnet: das Salz.
In Flötzgebirgen liegt in gewaltigen Lagern das Steinsalz,
das man bergmännisch gewinnt. Freilich ist es nicht selten mit
Gips, Ton und erdigen Teilen vermischt, und dann werden nicht
die Salzsteine herausgeschafft, sondern man läßt Wasser in die Salz¬
gruben hinein, um das Salz auszulaugen. Im Schoße der Berge
entstehen dann große, vom Wasser ausgefressene Höhlen wie in
Hallein, wo der Fremde mitten im Salzberge auf einem Kahne
über einen kleinen Salzsee schifft, während an den Wänden und
an der Decke beim Scheine der Fackeln und Lichter die roten, blauen,
weißen, grauen Salzkristalle wie in einem Feentempel wunderbar
glänzen. Gewaltige, oft stundenlange Solwasserleitungen führen
dort die gesättigte Salzsole in die Siedehäuser nach Ischl, wo in
ungeheuren Pfannen durch Feuer das Wasser verdunstet, urtb die
weißen Salzkristalle anschießen und zurückbleiben. In Zuckerhut¬
formen gedrückt, wird dann das Salz — das hier wie überall zu
den Einnahmen des Staatsschatzes gehört — ausgeführt in das
Land und beim Gebrauche erst kleingestoßen. Anders verfährt man
in Halle und überall, wo natürliche Salzquellen sich finden, und die
Sole so dünn ist, daß sie nicht gesotten werden kann; da müssen
Sonne und Luft in den Gradierwerken dem Feuer vorarbeiten,
indem von ungeheuer hohen Balkengerüsten die Sole an warmen,
luftstillen Tagen durch hochaufgeschichtetes Reisig langsam herab
tröpfelt und auf diesem Wege durch die hindurchhauchende Luft
und durch die darauf trennende Sonne abgedunstet wird. Da
macht man sich freilich an den Küsten des atlantischen und mittel¬
ländischen Meeres das Abdünsten des Meerwassers leichter; man
gießt das Wasser in große, flache Gruben und überläßt das Gradier-