Erste Abteilung 
A. Aus dem religiös-sittlichen -Leben im allgemeinen 
und dem Familien- und Lerufsleben im besonderen. 
1. Aer Waler an seinen Sohn. 
(Bei der Übergabe einer Uhr.) 
1. Deine Tag' und Stunden flössen, 
Nicht gemessen, nur genossen, 
Nicht gezählt nach Schlag und Uhr, 
Wie ein Bach durch Wiesenflur. 
2. Aber ernster wird das Leben, 
Und ich will die Uhr dir geben; 
Trage sie, wie ich sie trug, 
Unzerbrochen lang genug! 
3. Daß sie dir mit keinem Schlage 
Von verlornen Stunden sage! 
Unersetzlich ist Verlust 
Des Geschäfts und auch der Lust. 
4. Sohn! der Tag hat Stunden viele, 
So zur Arbeit, wie zum Spiele; 
Gieb das Seine jedem nur, 
Und du frenest dich der Uhr. 
5. Selber hab' ich mit den Stunden 
Mich so weit nun abgefunden, 
Daß ich ohne Glockenschlag 
Sie nach Notdurft ordneil mag. 
6. Zähle du für mich die Stunden! 
Und auch jene, die geschwunden, 
Kehren schöner mir zurück, 
Wie du sie dir zählst zum Glück. 
Rückert. 
2. Des Vaters Vermächtnis. 
Motto: Gold und Silber habe ich nicht; 
was ich aber habe, gebe ich dir 
Lieber Johannes! 
Die Zeit kommt allgemach heran, dass ich den "Weg gehen muss, 
den man nicht wieder kommt. Ich kann Dich nicht mitnehmen und lasse 
Dich in einer Welt zurück, wo guter Rat nicht überflüssig ist. Niemand 
ist weise von Kindheit an, Zeit und Erfahrung lehren hier und fegen 
die Tenne. Ich habe die Welt länger gesehen, als Du. Es ist nicht alles 
Gold, lieber Sohn, was glänzt; ich habe manchen Stern vom Himmel 
fallen und manchen Stab, auf den man sich verliess, brechen sehen; 
darum will ich Dir einigen Rat geben und Dir sagen, was ich gefunden 
habe und was die Zeit mich gelehrt hat. 
Der Mensch ist hier nicht zu Hause. Diese Welt ist für ihn zu 
wenig und die unsichtbare sieht er nicht und kennt sie nicht. Es ist 
nicht gleichgültig, ob er rechts oder links gehe. Doch lass Dir nicht 
weiss machen, dass er sich raten könne und selbst seinen Weg wisse. 
Halte Dich zu gut, Böses zu thun. Hänge Dein Herz an kein ver¬ 
gänglich Ding. Die Wahrheit richtet sich nicht nach uns lieber Sohn, 
sondern wir müssen uns nach ihr richten. Was Du sehen kannst, das 
siehe und brauche Deine Augen, über das Unsichtbare und Ewige halte 
Dich an Gottes Wort. 
Schürmann u. Wlndmöller, Lehr-u. Leseb. f. Fortbildurigs-u. Gewerbesch I. A. 1
	        
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