Full text: Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen

14. Pflichten der Magd gegenüber der Frau. 
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nicht in einem Jahre drei oder vier Herrschaften haben; sie laufen um 
saure Arbeit oder um ein hartes Wort nicht gleich aus dem Dienste. 
Ein rechter Gesell hat nicht alle vier Wochen einen neuen Meister, und 
ein Lehrling, welcher zugleich in der Lehre des rechten Meisters 
steht, hat nicht schon drei oder vier Meister gehabt, ehe er ausgelernt 
hat. Ein Stein, der oft gewälzt wird, berast nicht; ein Baum, welcher 
öfters verpflanzt wird, schlägt nie tiefe Wurzeln. 
Dem rechten Gesinde ist der Herrschaft Ehre seine Ehre, der 
Herrschaft Schande eigene Schande. „Unser Haus", sagen rechte 
Knechte und Mägde. Ordentliches Gesinde läuft nicht fort, wenn ihni 
irgendwo ein Thaler mehr geboten wird; es zieht nicht fort, wenn Gott 
schwere Tage über die Herrschaft schickt. Es spricht: „Haben wir Gutes 
mitgenossen, wie sollten wir das Böse nicht mittragen?" 
Es müssen viele in der Welt dienen. Aber mancher spricht: 
„Leider ja, ich muß dienen; ich kann einmal nicht anders durch die Welt 
kommen; mein Stand, mein Herkommen bringt es so mit sich." „Muß" 
aber ist ein bitter Kraut, und aus bitteren Kräutern fließen bittere Säste- 
Das kalte „Muß" gibt keine Freudigkeit. — Viele dienen um des 
Lohnes willen. Aber wenn das kalte Geld das Herz des Dieners 
regiert, so steht sicher die Untreue vor der Thür. — Manche sind zu¬ 
frieden in ihrem Dienste, weil die Herrschaft freundlich ist. Aber 
Menschenfreundlichkeit ist wie der Mond; sie scheint nicht immer. Bald 
ist sie voll, bald halb, bald nur ein armes Sichelchen, bald ist sie ganz 
weg. Es dient sich nur leicht und freudig, wenn man es thut um 
Gottes willen. Dann dient man einem Herrn, dessen Gnade einen 
Tag wie den andern scheinet aus alle, die ihn lieb haben. 
Treue Diener sinden ihren Lohn oft schon bei Menschen, wie Elieser, 
Abrahams Hausvogt. Aber den rechten Lohn gibt ein anderer. Er 
lohnt nicht mit kaltem Gelde, sondern mit seiner Gnade, nicht viertel¬ 
jährlich, sondern täglich. Dem treuen Diener gibt er am Morgen Kraft 
zum Schassen, zum Dulden und Tragen. Während der Arbeit ruft er 
ihm zu: „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir!" Am Abende schenkt 
er ihm Frieden, und des Nachts nimmt er ihm seinen Kummer vom 
Herzen. — Wenn dann das Freijahr kommt, spricht er: „Wohlan, du 
guter und getreuer Knecht, weil du über weniges getreu gewesen bist, 
so will ich dich über vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn!" 
Ahlseld. 
14. Pflichten der Magd gegenüber der Frau. 
Wer dient, der erfülle treu die Pflichten, zu welchen er sich 
verbindlich gemacht hat; er thue darin lieber zu viel als zu wenig. 
Lesebuch für weibliche Fortbildungsschulen. 9
	        
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