Full text: Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen

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-webemaschinen hat sich ihr Verbrauch über alle Länder der Erde aus¬ 
gedehnt. Das veranlaßte eine ungemeine Zunahme der Anpflanzung, 
vor allem in den Vereinigten Staaten, die bis 1860 fast allein den 
großen Verbrauch des europäischen Festlandes an diesem Rohprodukt 
deckten, da sie zugleich die beste Qualität in den Handel brachten. 
Mit der Vermehrung dieser Produktion nahm aber das Sklaven¬ 
halten an Ausdehnung zu, und zuletzt arbeiteten 800000 Sklaven in 
den Plantagen, deren Besitzer das übermütige Wort erfanden: Baum¬ 
wolle ist König. Der Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges 
(1861 1865) hat dann in außerordentlicher Schnelligkeit neue Pro¬ 
duktionsgebiete in Ostindien und Ägypten eröffnet. Aber kaum war 
jener Krieg beendet, der die Sklavenbefreiung zur Folge hatte, als sich 
der Anbau in den Vereinigten Staaten, der nun zum Teil von 
Weißen betrieben wird, zu heben begann. Nach einem Jahrzehnt war 
die frühere Produktion erreicht, uub längst stehen die europäischen Baum¬ 
wollspinnereien wieder in vollster Abhängigkeit von Amerika. Nimmt 
man die Gesamtproduktion der Erde jetzt zu 3000 Millionen kg im 
Jahre an, so liefern die Vereinigten Staaten 2000 davon. H. Wagner. 
33. Amerikanische Gewächse in Europa. 
Mit der Entdeckung Amerikas (1492) begann ein ungeheurer 
Umtausch von Pflanzen; es setzte die zweite große Periode der 
Geschichte ein, die des Verkehrs beider Halbkugeln. 
Jeder Spaziergang durch europäische Parks und Gärten, jede Fahrt 
aus Landwegen und Eisenbahnen führt uns heute au amerikanischen 
Pflanzen vorüber. Der sogenannte „Wilde Wein" aus Nordamerika 
bekleidet Säulen und Wände, rotglühend im Herbst, doch keinen 
Traubensaft spendend wie die morgenländische Schwester vom Kaukasus; 
neben ihr klettert mit hochgelben Blüten die peruanische Kapuziner¬ 
kresse empor; die Pyramidenpappel zieht wie ein grüner Säulengaug 
oder paarweise in Prozession an der Heerstraße fort, am Mississippi 
einheimisch, für uns zunächst aus Italien gekommen ttnb daher lom 
bardische Pappel genannt; breiten, dichten Schatten wirft die ameri- 
kanische Platane; Hecken nordamerikanischer Robinien umgeben die 
öffentlichen Spaziergänge, in denen die Weimutskiefer, der Tulpenbaum, 
die Magnolie, der Pfefferbaum, der prächtige Korallenbaum und 
andere Ankömmlinge aus Amerika den Eintretenden empfangen. 
Für den Weizen, das Rind und das Pferd Geschenke von 
unschätzbarem Werte — haben wir den Truthahn, den Mais, die 
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