Full text: [Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj] (Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj)

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Engel winken ihm herab 
Aus des Himmels heitern Höh’n. 
Zeigen ihm den Siegeskranz, 
Und des Heilands Strahlenglanz. 
Und so sei des Knaben Tod 
Uns ein hocherbaulich Bild, 
Dass wir ohne Furcht und Scheu 
Unserm Heiland bleiben treu. 
26. Sankt Ktisaveth in Thüringen. » 
Der König von Ungarn hatte ein vierjähriges Töchterlein, 
Elisabeth. Als der Landgraf von Hessen ihn einst besuchte, sagte 
der König: „Mir fehlt es an guter Unterweisung für meine kleine 
Elisabeth; ich hätte gern, daß das Mädchen etwas lernte und in 
der Gottesfurcht erzogen würde!" Da antwortete der Landgraf: 
„Gebt sie mir mit; daheim in meinem Lande hab' ich viele ge¬ 
lehrte und fromme Männer, die können eine Königstochter wohl 
unterrichten. Wenn Ihr es erlaubt, so mag sie mit meinem Sohne 
Ludwig zugleich Unterricht haben." Dem Könige that es zwar 
leid, sein Kind von sich zu lassen: da er aber wußte, daß es 
zu Elisabeths Glück diente, gab er sie dem Landgrafen mit. 
Elisabeth wuchs heran, schön, fromm und wohlthätig; jeder¬ 
mann hatte seine Freude an ihr. Deshalb wurde sie auch von 
ihrem Gespielen Ludwig, als er nach seines Vaters Tode Landgraf 
wurde, zur Gemahlin erwählt, und beide waren die Wohlthäter 
ihres Landes. Allein die allzugroße Güte Elisabeths wurde doch 
manchmal ihrem Gemahl bedenklich. Sie schenkte alles weg, was 
sie nur hatte, sie versagte sich selbst bisweilen das Notwendig, 
um es den Armen zu geben, und oft waren es Betrüger, die sich 
für Arme ausgaben. Deshalb machte ihr der Landgraf Vorstell¬ 
ungen: „Geben ist gut," sagte er, „aber man muß doch auch 
wissen, wem man gibt, und ob man selbst so viel entbehren kann." 
Allein Elisabeth konnte nicht nein sagen, wenn jemand sie bat, 
und deshalb geschah es immer wieder. Um nicht erkannt zu wer¬ 
den, zog sie die Kleider einer Magd an; denn sie wollte immer 
lieber selbst geben, als es durch andere thun lassen. Einst hatte 
sie wieder die Schürze voll Nahrungsmittel, um sie einer armen 
Familie zu bringen; da begegnete ihr der Landgraf. Und weil 
er ihre Absicht vermutete, so rief er ihr zu: „Nun, Elisabeth, 
wohin?" Die Landgräfin kam in Verlegenheit und ihr Gesicht 
rötete sich; denn obgleich ihr Werk ein gutes war, so war es
	        
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