Full text: Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen

216 III. Stv. Die neuere Zeit, von der Reformation bis jetzt. 
neue Kaiser Franz II. mit dem König Friedrich Wilhelm 
II. von Preußen gegen Frankreich. Allein der Ausgang 
war anders, als sie erwartet hatten. Zwar hatten die 
Prcpßcn unter der Anführung des Herzogs v o n B r a u n- 
schweig zuerst einen schnellen Fortgang ihrer Waffen, 
weil Frankreich noch nicht gerüstet war; sie eroberten meh¬ 
rere Festungen und drangen bis in die Ebenen der Cham¬ 
pagne, nicht gar weit von Paris, vor; und der Herzog 
erließ, auf Antrieb der Emigranten, ein Manifest an die 
Franzosen, worin er drohte, daß in ihrer Haupstadt kein 
Stein auf dem andern bleiben sollte, wenn sie nicht sogleich 
-um Gehorsam gegen ihren König zurückkehrten. Aber durch 
dieses Wort war der französische Stolz auf das heftigste 
beleidigt. Mit Erbitterung griffen Jung nnd Alt zu den 
Waffen, verstärkten das Heer, welches sich unter Dü- 
mouriez sammelte, und stellten sich den Preußen in ei¬ 
ner sehr festen Stellung entgegen, so daß sie in ihrem 
Vorrücken inne halten mußten. Der Herbst war da, es 
regnete unaufhörlich, Krankheiten und Mangel rissen un¬ 
ter dem Heere ein, und die Preußen mußten sich entschlics- 
scn, eiligst den Rückzug über best Rhein anzutreten. Dü- 
rnouriez wandte sich darauf nach den Niederlanden gegen 
die Oestreichs und schlug sie einer zweitägigen blutigen. 
Schlacht bei Jemappe, überschwemmte mit seinem Heere 
die Niederlande, nnd pflanzte allenthalben die französischen 
frciheitöbänme auf. Zu gleicher Zeit war der General 
üftine gegen den Mittclrhein vorgerückt und hatte durch 
Verrätherei die wichtige Reichsfcstung Maynz in seine 
Hände bekommen. > 
Nun sah man wohl ein, daß ein Volk von 30 Milli¬ 
onen Menschen, wenn es in Leidenschaft aufgeregt ist, nicht 
mit den Waffen von seinem Wege abzubringen ist; sondern 
daß vielmehr, von Fremden angegriffen, dieParth'eieu sich 
versöhnen und vereinigen, die sich sonst vielleicht selbst un¬ 
ter einander aufgerieben hätten. 
Das Jahr 1793 — fing mit der Hinrichtung des 
unglücklichen Königs Ludwigs XVI., am 21. Jan., an. 
Durch dach Waffenglück waren die blutdürstigen Jakobiner 
nur noch übermütiger geworden, hatten, die Gemäßigten 
verdrängt, und beschlossen nun, ihre Freiheit durch die Er¬ 
mordung des unschuldigen und frommen Königs zu besie¬ 
geln. So hatten die Verbündeten den Untergang des Kö¬ 
nigs, den sie durch ihren Krieg retten wollten, nur be¬ 
schleunigt. Diese That erweckte den höchsten Unwillen von 
ganz Europa. Außer den verbundenen Mächten, traten 
such England, Holland, das deutsche Reich, Spanien,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.