Sechster Zeitraum. 
W2 
durch die Kampfe gegen die zum Entsätze anruckenden Seld- 
schukldcn und durch die innern Streitigkeiten der Befchls- 
habcr sehr geschwächt und vermindert; doch fiel die Stadt 
am 3 July 4098 in die Hände der Christen, und Vohe- 
mund erlangte ihren Besitz, obgleich Raimunds Eifer¬ 
sucht dadurch angeregt ward, der die aufgefundene vorgeb¬ 
liche heilige Lanze erhalten hatte, mit welcher Longin die 
Seite des Erlösers durchbohrt haben sollte. Bob em und 
bildete in Antiochien den Sitz eines selbstständigen christlichen 
Fürstcnthums und blieb in demselben, wahrend sein Vetter 
T a n c r e d sich Gottfrieds Dienste ausschließend weihete. 
Schon war der Eifer mehrerer Anführer bedeutend abge¬ 
kühlt; Hugo und viele R'tter kehrten in ihre Heimath zu¬ 
rück, die andern waren uneinig unter sich selbst. 
Nur Gottfried hielt fest an dein einmal gefaßten 
Plane. Er führte das bis auf 60,000 Mann geschmolzene 
Heer im Mai 4 099 am Libanus vorbei nach der Meeres¬ 
küste, um sich der Zufuhr zu versichern, machte vorläufig 
die Emirs von Tripolis, Tyrus, Sidon, Acre und Cafarea 
von den Christen abhängig, bemächtigte sich des Hafens 
von Joppe, und eroberte mit Sturm am 15 July 1099 
Jerusalem, das damals seit 3 Jahren wieder den ägyp¬ 
tischen Khalifen aus der Dynastie der Fatimidcn gehörte. 
Ein schreckliches Blutbad vertilgte die Feinde des christlichen 
Glaubens in der heiligen Stadt, und Peter von Amiens 
den man jetzt als einen Propheten pries, erwiederte demuths- 
voll: Gott habe durch ihn nur, wie durch Bileams Eselin, 
geredet. — Das Heer rief am 18 July den Helden Gott¬ 
fried zum Könige v o n I c r u sa l e m aus ; er aber lehnte 
den königlichen Titel ab und schrieb sich blos Beschützer 
des heiligen Grabes; auch ließ er sich nicht die gol¬ 
dene Krone aufsetzen, „weil hier der König der Welt eine 
Dornenkrone getragen habe." Das zur Wiedereroberung 
sich nähernde Heer der Fatimidcn schlug er bei Askalon; er 
starb aber am 16 Jul. 1100 zu früh für den kleinen 
Staat, der damals nur aus Jerusalem, Joppe und un¬ 
gefähr zwanzig andern Flecken und Schlössern bestand. —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.