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Überhaupt ist das Reichsland gegenwärtig bei weitem nicht mehr
das Tabakland par excellence wie früher, wie noch zur Zeit seiner
Wiedervereinigung mit dem deutschen Vaterland. In jener Zeit um¬
faßten die Tabakpflanzungen hierzulande gegen 12000 Hektar Boden¬
fläche, gegenwärtig wird aber nur noch etwa der zehnte Teil dieser
Fläche bebaut. In bezug auf die Tabakproduktion wird unser Ländchen
zurzeit vom Großherzogtum Baden sowie von Preußen und der Rhein-
pfalz zum Teil sehr erheblich übertroffen.
Wenn daher, hauptsächlich infolge des Fortfalls des früher im
Laude bestandenen Tabakmonopols und der überseeischen Konkurrenz,
der Tabakbau in Elsaß-Lothringen zurzeit gegen früher bedeutend ab¬
genommen hat, so wird diese Kultur im Reichsland doch auf die ratio¬
nellste und erfolgreichste Art betrieben. Dieses erfreuliche Ergebnis
verdankt das Land in erster Linie seinen günstigen Boden- und klima¬
tischen Verhältnissen, den langjährigen Traditionen und Erfahrungen
auf diesem Gebiet, dem Fleiß, der Anstelligkeit und Rechtlichkeit des
reichsläudischen Tabakbauers, dann aber auch der verständnisvollen An¬
leitung der Bevölkerung durch Belehrung sowie durch Veranstaltung
von Düngungs- und Kulturversuchen seitens der hierzu berufenen Organe
der Landesregierung, insbesondere der Leiter der kaiserlichen Tabak¬
manufaktur zu Straßburg und der in äußerst sachgemäßer und ge¬
wissenhafter Weise ausgeübten Steuerkontrolle, die einerseits bemüht ist,
bei Eintritt besonderer Verhältnisse, wie Mißwachs, Wetterschaden und
dergleichen, alle Härten, zu denen der Besteuerungsmodus etwa Ver¬
anlassung geben könnte, auszugleichen, andererseits aber auch dafür
Sorge trägt, daß Verheimlichungen und Verzettelungen des gewonnenen
Tabaks ausgeschlossen bleiben.
2. Was nun die Kultur des Tabaks selbst anlangt, so werden im
Elsaß hauptsächlich die einheimische Sorte, früher Gundi- jetzt Elsa߬
tabak genannt, dann Ammerssorter und Habanatabak, in neuerer Zeit
hin und wieder auch Maryland- und Konnektikuttabak angepflanzt.
Ende Mai und Anfang Juni werden die jungen Pflanzen aus den
Saatbeeten ins freie Feld versetzt. Später werden die Pflanzen behackt
(gerührt) und — meist mit dem Häufelpflug — augehöht. Wenn sich
dann die einzelnen Pflanzen gehörig entwickelt haben, werden sie, soweit
sie nicht zur Samengewinnung dienen sollen, geköpft und entgeizt. Mitte
August stehen die Felder meist in voller Entwickelung, und nun wird
zunächst mit der Ernte der Bodeublätter, des hier sogenannten „Rebüt",
begonnen, nachdem zuvor seitens der Steuerbehörde eine für die Inhaber
der einzelnen Grundstücke verbindliche Feststellung der Blätterzahl oder
der Gewichtsmenge vorgenommen worden ist, die mindestens zur Ver¬
wiegung gestellt und versteuert werden muß.
3. Nachdem während der Einschätzungszeit bereits der größte Teil