also bezahlst du so und so viel", die sollten sür die Einzel- 
st a a t e n bleiben. Jetzt aber wollte man in der Finanzreform mit 
einem Mal 100 Millionen direkteSteuernfürdasNeich 
haben, also einfach den Einzelstaaten das wegnehmen, was seit 
vierzig Jahren den Einzelstaaten gehört! Also das durfte doch 
eigentlich nicht geschehen, wenn nicht die Einzelstaaten alle damit 
einverstanden waren. Und ^jedenfalls mußte das so gemacht 
werden, wie die Einzelstaaten es wollen. 
Nun haben aber die Einzelstaaten gesagt: „so eine direkte 
Steuer darf das Reich nicht verlangen, denn wir können nicht 
wissen, ob wir nicht mal mehr Geld gebrauchen, und dann sind 
wir schlimm dran, wenn das Reich uns alles vor der Nase weg¬ 
genommen hat. Aber mit einem wollen wir einverstanden sein, 
wenn einer was erbt, dann kann er davon etwas ans Reich be¬ 
zahlen". Das nennt man die E r b a n f a l l st e u e r. 
Damit waren also die Verbündeten Regierungen zufrieden, 
eine andere direkte Steuer wollten sie nicht haben. Das heißt, 
sie wollen nicht haben, daß das Reich sie für sich nimmt. Nun 
hätte man doch denken sollen, die Parteien, die immer gerade sür 
die Einzelstaaten eintraten, die hätten das nun so gemacht wie 
die Einzelstaaten es haben wollen, also ganz besonders das 
Zentrum! Aber nein, grade das Zentrum wollte die Steuer, 
die die Verbündeten Regierungen dem Reich geben wollten, nicht 
einführen. 
Gewiß, die Konservativen sind auch gegen die Erbansallsteuer 
gewesen. Man sagte: „Die haben aber auch einen ganz beson¬ 
deren Grund dazu." Ich sagte schon öfter, daß die Konservativen 
hauptsächlich sür die Landwirtschaft sind; und die sagen: „Ja 
wenn ich dreißigtausend Mark bar erbe, dann kann ich ganz 
ruhig ein paar hundert Mark ans Reich bezahlen, das macht 
mir gar nichts aus. Aber wenn ich ein Landgut erbe, das 
dreißigtausend Mark wert ist, da habe ich nicht ohne weiteres 
die paar hundert Mark Geld. Und wenn ich mir das erst 
zusammenborgen muß, dann ist das für meine ganze Wirtschaft 
schlimm". Also die Landwirte sind gewiß nicht ohne Grund gegen 
die Erbansallsteuer gestimmt. Aber man muß doch auch bedenken, 
daß jede Steuer unbequem und unangenehm ist, und daß schlie߬ 
lich mehr darauf ankommt, daß das Deutsche Reich in keine 
schlimme Krisis kommt, als daß dabei die einzelnen etwas weniger 
Unannehmlichkeiten haben. Die meisten Leute glauben wenigstens 
nicht, daß die Landwirtschaft durch die Erbansallsteuer zu Grunde 
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