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Nun könnt ihr dieses Rätsel raten:
Der Jäger kennt ein Tier,
Es lebt und hat kein Blut,
Es hört und hat keine Ohren,
Es läuft und hat keine Beine.
Der Pelz des Hasen ist oben graubraun, unten weißlich gefärbt.
Er hat die graue Farbe der Erde; deshalb ist der Hase nicht so leicht zu
erkennen, wenn er in einer Furche sitzt. Die Spitzen seiner Ohren sind
schwarz gefärbt.
Wo habt ihr den Hasen schon gesehen? Gewiß, er lebt im Felde
und im Walde. Im Sommer wählt er am liebsten die Felder zu
seinem Aufenthalt, im Winter aber zieht er sich gern in die Wälder
zurück, wo er gegen Wind und Wetter geschützt ist. Der Hase wohnt
nicht in einer Höhle, wie manche andere Tiere, sondern in einer Ver¬
tiefung der Erde, die geschützt liegt. Er füttert sie mit Gras, Laub, Moos
und Haaren weich aus. Der Hase ruht in seinem „Lager" meistens am
Tage. Kommt der Abend, so sucht er sich Nahrung. Er verzehrt Gras,
Klee, Kohl, die grüne Saat und Wurzeln; ganz besonders liebt er die
saftreichen Gewächse. Naht der Winter und deckt draußen alles mit
einer tiefen Schneedecke zu, so muß der Hase große Not leiden; dann
geht er an die Rinde der Bäume und Sträucher und schält sie ab. So
schadet der Hase den Feldern und Wäldern, er ist ein schädliches
Tier. Der Hase wird daher von den Menschen verfolgt, besonders vom
Jägersmann. Er kennt aber auch seine Feinde sehr wohl und hütet sich
vor ihnen. Sieht er den Jäger mit dem Hunde kommen, dann spitzt
er seine Ohren und läuft eiligst davon; er ist ein scheues, furcht¬
sames Tier. Daher sagen wir auch von einem Menschen, der in der
Gefahr gleich ängstlich das Weite sucht: „Er nimmt das Hasenpanier,
er hat ein Hasenherz." Freilich ist es dem Hasen nicht zu verargen, daß
er sich schnell davon macht. Er hat ja nicht das Horn des Rindes, den
Huf des Pferdes oder den Zahn des Hundes bekommen, um sich gegen
Angriffe vertheidigen zu können. Die Schnelligkeit der Füße, ein gutes
Gehör und feiner Geruch sind seine Rettungsmittel. Zuweilen zeigt sich
Freund „Lampe" — so wird der Hase wohl scherzweise genannt — auch
ganz schlau. So wirft er sich z. B., wenn der gefährliche Hund hinter
ihm ist, plötzlich ins Gebüsch und versteckt sich hier; er legt sich auch
wohl ganz unerwartet nieder, daß der Hund über ihn wegstürzt und
noch eine Strecke vorwärts läuft, während er schon eiligst nach der
entgegengesetzten Seite entflieht. — Oft spielen die Häschen gar luftig
mit einander. Sie laufen vorwärts und rückwärts, setzen sich auf die
Hinterbeine, strecken den Kopf und die langen Ohren in die Höhe, ziehen
das Maul bald nach der einen, bald nach der anderen Seite und putzen
sich mit den Vorderfüßen, — sie machen allerlei „Männchen." Das
sieht gar possierlich aus, und gern schauen wir ihnen zu. Gedicht:
„Unterm Tannenbaum im Gras" u. s. w.