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Der Anschauungsunterricht. 
Zur Einführung. 
Erwartungsvoll, mit freudigen, aber auch bangen Gefühlen sitzt sie da, die 
Schar der Kleinen, vor der du, lieber Lehrer, am ersten Schultage stehst. Hohe 
Anforderungen stellt sie an dich, dein Können, an deine Treue, die höchsten an 
h^ine Geduld. „Was aber anfangen mit den vielen munteren Fremdlingen, die 
in allem noch so unerfahren sind?" so fragst dn dich alljährlich von neuem. Nun, 
zunächst gilt es, die Herzen zu gewinnen und die Schüchternheit zu verscheuchen. 
Ein freundlicher Blick, ein väterliches Wort, ein heiterer Sinn, das ist das erste, 
was du ihnen entgegenbringen mußt! Bemühe dich, daß du ein Freund der Kinder 
werdest, nicht ein gefürchteter Gebieter, und daß Heiterkeit und Frohsinn sich paare 
mit ernster Milde! Darum hüte dich vor einschüchternden Drohungen, aber auch 
vor läppischen Schmeichelworten, vor neugierigen Fragen, wie vor kindischen Unter¬ 
haltungen! Weise die Sprache des Hauses nicht unfreundlich zurück und mache kein 
Kind lächerlich! Zeige allen aufrichtiges Wohlwollen und stehe jedem, auch dem 
ärmsten, in jeder Beziehung freundlich bei! Gib dein volles Interesse in allem 
Tun zu erkennen, strenge aber auch die Neulinge nicht übermäßig an! 
Der erste Schultag sei ein Festtag für die Kleinen! Zur Erhöhung der 
Festesfreude halte der Lehrer an dem alten Branche, Zuckertüten zu verteilen, 
auch fernerhin fest! Er tue es aber nur unter der Bedingung, daß jedes Kind, 
whne Ausnahme, mit einer entsprechenden Gabe erfreut werden kann. Zwar hat 
man in neuerer Zeit mancherlei Bedenken gegen die Zuckertüte ausgesprochen, 
jedoch ist die Sache von so geringer Bedeutung, daß es am besten ist, wenn der 
Lehrer sich nach der örtlichen Gewohnheit richtet. Hiese Verteilung geschehe nun 
wicht in kalter, geschäftsmäßiger Weise durch trockenes Aufrufen der Namen, die 
auf den Tüten zu stehen haben, sondern es zeige schon dabei der Lehrer seine volle 
väterliche FrLUudlichkeit und Zuneigung und freue sich aufrichtig wie jedes der 
Kinder. 
Während die Eltern noch im Klassenzimmer versammelt sind, benutze er die 
Gelegenheit, ihnen folgendes mitzuteilen: 
1. Bestimmte Zeitangabe des täglichen Schulanfangs und -schlusses. 
Dabei bitte er die Eltern, die Kinder ja nicht zu zeitig vom Hause fortgehen lassen 
zu wollen und die Zeit der Rückkehr hier und da zu überwachen, natürlich mit Be¬ 
rücksichtigung der örtlichen Verhältnisse. 
2. Zeigen der Bücher, Tafeln, Federn, Schiefer- und Feder- 
kästchen, die die Kinder brauchen. Beim Gebrauch der Tafel empfiehlt es sich, 
Schwamm und Läppchen anhängen zu wollen und in das Schieferkästchen Watte 
zum Schutze der Spitzen legen zu lassen. 
3. Aufmerksam machen auf kleine Schularbeiten, die nun von Tag zu 
Tag zu erwarten sind, die aber niemals über Mittag ausgegeben werden. 
4. Benachrichtigung der Eltern, die ihr erstes Kind in die Schule schicken, 
daß sie auf Befehl der Behörde beim notwendigen Ausbleiben des Kindes sofort 
eine schriftliche Entschuldigung mit Angabe des Grundes der Versäumnis dem 
Lehrer zu schicken haben, und daß Vergnügungsreisen und Spaziergänge nicht als 
genügender Entschuldigungsgrund angesehen werden dürfen. 
Im Anschluß hieran möchten wir uns einen neuen Vorschlag erlauben und 
allen Lehrern zur speziellen Erwägung anheimstellen:
	        
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