Full text: Die Praxis des zweiten Schuljahres in katholischen Volksschulen

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Deutsch. 
das richtet sich durchaus nach der Schule. Das alte Wort „Fehler 
verhüten ist besser als Fehler verbessern" gilt auch heute uoch. Man 
sei also recht vorsichtig, freilich — besonders gegen Schluß des Jahres 
— auch nicht allzu ängstlich. In den Unterrichtsbeispielen habe ich 
absichtlich keine „freien Niederschriften" angegeben. *) 
Zum Schlüsse dieses Kapitels noch einige kurze Bemerkungen. 
Vielleicht wird mancher junge Kollege seufzend sagen: „Das alles 
kann ich aber in meiner Klasse an allen Lesestücken nicht durchnehmen. 
Wo bleibt mir da Zeit für die Leseübung!" Gewiß, lieber Freund, 
alles an allen Lesestücken betreiben zu wollen, wäre, namentlich für 
die einklassige Schule, viel zu viel. Auch läge die Gefahr nahe, in 
einen einschläfernden Mechanismus zu verfallen. Die Leseübung 
darf unter keinen Umständen zu kurz kommen. Wieviel 
man von den angegebenen Übungen nimmt, muß dem 
selbständigen Ermessen eines jeden Lehrers überlassen 
werden. Aus dem ganzen Unterrichtsbetrieb und aus den erzielten 
Resultaten muß man erfahren, welche Übungen in den Vordergrund 
gestellt und besonders gepflegt werden müssen. Wenn man das 
Ziel, dem man zusteuert, stets klar vor Augen hat, ist 
es bei gutem Willen leicht, den richtigenWeg zu finden. 
Oie zweite Fibel. 
Es ist eine sehr interessante Arbeit, die verschiedensten Fibeln 
bezüglich des Inhaltes wie auch der Anordnung des Stoffes mit¬ 
einander zu vergleichen. Im allgemeinen findet man dieselben Lese¬ 
stücke in allen Büchern wieder; nur wenige machen eine Ausnahme. 
Die weitaus größte Anzahl von Lesestücken sind erzählenden Inhaltes. 
Dies ist ganz richtig; denn für solche hat das Kind am meisten Interesse. 
Eine große Zahl derselben ist in gebundener Redeweise; die liebt das 
Kind ganz besonders, es lernt sie mit Vorliebe auswendig und ver¬ 
gißt sie so leicht nicht wieder. Nur in geringer Anzahl sind die 
Lesestücke beschreibenden Inhaltes vertreten, wohl in der richtigen 
Erkenntnis, daß das Kind für solche weniger Interesse hat. Gewiß 
kann man solche Lesestücke durch entsprechende Behandlung interessant 
machen, aber sie wirken nicht annähernd so gut wie die Erzählungen. 
Jene verlangen viel mehr Arbeit als diese, bringen aber nicht so viel 
Nutzen. Es ist daher eine sonderbare Erscheinung, wenn es noch 
Fibeln gibt, in denen jede dritte oder vierte Nummer ein Lesestück rein 
beschreibenden Inhaltes bietet. Wie leicht kann da der junge Lehrer 
verleitet werden, auf Kosten des anderen Stoffes hier des Guten zuviel 
x) Näheres in meiner „Praxis des Aufsatzunterrichtes". Cöln, Bachem.
	        
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