fullscreen: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

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der oberen Schicht, wobei der Höhenrauch entsteht, 2. durch Entwässerung, 
Abtragen der schweren Torslage und Bildung einer neuen Bodenschicht 
aus herbeigeschafftem Schlamm, Straßenkehricht usw. (Fehnkultur), 3. 
durch Aufschütten von breiten Dämmen (Dammkultur). Die angelegten 
Kanäle vertreten die Stellen der Straßen. Fleiß und Ausdauer haben 
einzelne Moorstrecken in ergiebige Landschaften verwandelt, so an der 
Ems. Hier liegt die blühende Fehnkolonie Papenburg, die mit 
ihren 200 Schiffen einer der wichtigsten Seehandelsplätze der Provinz 
Hannover geworden ist. Auf dem Ackerboden der 2. und 3. Art wächst aus- 
gezeichnetes Getreide, selbst Weizeu und Raps, und weidet sehr begehrtes Vieh. 
B. Gewässer. 
a) Die Nord- und die Ostsee nebst ihren Küsten. 
Die Grenzen unseres Vaterlandes haben im N. ihre längste Aus-- 
dehnuug und werden bis auf Schleswig-Holsteius Nordgrenze vom Meere 
bespült. Die Nordsee wird das Deutsche, die Ostsee das Baltische Meer 
genannt. Beide Meere haben allermeist so flache Küsten, daß große 
Schiffe sich dem Festlande nur an geeigneten Häsen nähern können. 
Solche sinden sich an den Flüssen: Ems, Weser, Elbe, Trave, Oder, 
Weichsel. Steile Küsten trifft man in Ostpreußen (Brüsterort), auf Rügen 
und Helgoland. Die Nordsee ist im Durchschnitt 50 rn tief und hat sandigen 
Grund. Die Ostsee ist so seicht, daß man etwa 60 rn weit hineinwaten 
kann; ihre Tiefe wächst aber bis 300 rn. Weil die Ostsee nur im NW. 
durch das Skager Nack und den Kaiser-Wilhelm-Kanal mit dem offenen 
Meere verbunden ist, so ist sie ein Binnenmeer. Sie hat keine merkliche 
Flut. Weil ihr Wasserspiegel etwas höher liegt als der der offenen 
Nordsee, so fließt ihr salzarmes Wasser zur Nordsee ab. Diese hat 
salzigeres Wasser. Auf 100 g kommen 3x/2 g Salz, bei der Ostsee auf 
100 g Wasser 2/8 g Salz. Ebbe und Flut, die Gezeiten, wechseln in 
der Nordsee regelmäßig. Bei der Ebbe wird ein Teil des Bodens längs 
der Küste wasserfrei, so daß man nach einigen Inseln zu Fuß gehen kann 
(s. Die Watten). Auf beiden Meeren herrschen oft furchtbare Stürme 
und dichte Nebel; dann werden die Wasserwogen mit großer Kraft an die 
Inseln und Küsten geworfen (Brandung) und lecken und nagen das lockere 
Erdreich weg, wodurch im Laufe der Zeit die vielen Buchten entstanden 
sind. Das Leben der Küstenbewohner ist ein steter Kampf mit den 
Wogen und Sturmfluten. Einst dehnte sich das Festland bis zu den 
Inseln aus; aber die Fluten rissen es bis auf die Jnselreste, die zum Teil 
festeren Untergrund haben, weg. So verfchlang die Weihnachtsflut 
der Nordsee im Jahre 1227 ein Stück Land mit 30 Dörfern, wodurch 
der Dollartbusen entstand; und in der Allerheiligenflut (1570) 
fanden in wenigen Stunden etwa 100 000 Menschen ihr Grab. Die 
Anwohner nennen daher die Nordsee eine Mordsee. Aber auch die 
Ostsee ist nicht unschuldig. Siehe nur die großen Buchten — die
	        
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