Full text: Die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt

140 Das Norddeutsche Flachland. 
Preußische Bucht mit dem Frischen und dem Kurischen 
Hass, die Pommers che Bucht mit dem Pommerschen Haff 
und die Lübecker Bucht. — Die große Flut von 1304 trennte 
die Insel Rügen vom Festlande. Doch der zähe Küstenbewohner gab den 
Kampf mit dem Meere nicht auf. Er türmte Erdwälle oder Deiche aus, 
baute Steinwälle und rammte Pfähle ein. Vielfach hilft ihm auch der 
Wind, der den lockeren Sand, den das Meer und die Flüsse anschwemmen, 
zu Dämmen von großer Ausdehnung (Strandgebirge) anhäuft. Das 
sind die Dünen. Sie begleiten fast die ganze Küste beider Meere. Die 
Höhe der Dünen schwankt zwischen 10 und 40 m (Kurische Nehrung) bei 
einer Breite von 1—4 km. Oft bilden sich mehrere Dünenreihen bald 
dicht, bald weiter nebeneinander. Nicht immer sind die Dünen kahl 
oder bloß mit niedrigen Pflanzen bewachsen; oft, besonders in Holland, 
sind sie an der Landseite prächtig bewaldet. Von den Niedern Pflanzen, 
die den flüchtigen Sand (Flugfand, Wanderdüne auf der Kurischen 
Nehrung) festhalten, find zu nennen: Sanddorn, Sandhafer, Sandhalm, 
Renntierflechte, Stiefmütterchen, Ginster, die Kiefer, die Krüppelkiefer 
und mancherlei Farnkräuter. Von den Insekten trifft man zahllose 
Bienen, Schmetterlinge, Käfer, Libellen, von den Säugetieren das schäd- 
liche Kaninchen, den scheuen Hasen, von den Vögeln die Wildente, die 
Krähe, der die See bei der Ebbe den Tisch reichlich deckt. .Dk Meeres¬ 
küste hat für die Bewohner des ganzen Vaterlandes große Bedeutung. 
Die namhaften Handelsplätze vermitteln den Warenverkehr mit dem Welt- 
markte. Die Erzeugnisse des Binnenlandes werden von hier in die Ferne 
geschafft, die Kolonialwaren und sonstigen überseeischen Produkte werden 
dem Vaterlande zugeführt. Die wichtigsten Hafenplätze sind: Bremen, 
Bremerhaven, Hamburg-Kuxhaven,Lübeck,Stettin-Swinemünde, 
Danzig und Königsberg. Seit einem Jahrhundert haben sich auch 
kleine Fischerorte in vielbesuchte, stattliche Badeorte verwandelt, wo jährlich 
Tausende von Kurgästen weilen, um im Meerwasser uud in der reinen 
Luft der schönen Küstenwälder Stärkung, Erfrischung und Heilung zu 
suchen. Die Oftseebäder liegen größtenteils an der Küste (Kranz bei 
Königsberg, Kolberg, Misdroy, Heringsdorf, Heiligendamm), die Nordsee- 
bäder meist auf den Inseln (Sylt, Föhr, Helgoland, Norderney, Borkum). 
Andere Orte sollen das Vaterland gegen feindliche Angriffe schützen; es 
sind See- und Strandfestungen. z. B. Königsberg-Pillau, Danzig, 
Swinemünde, Kiel-Friedrichsort, Helgoland, Wilhelmshaven. Der Fisch- 
reichtnm (Heringe, Schellfische, Schollen, Dorsche, Sprotten), die Austern- 
und Bernsteinfischerei, die Schiffahrt, der Lotsendienst, die Hasen- 
arbeit, die Bäder gewähren dem Küstenbewohner Erwerbstätigkeit. 
Längs der Küste beider Meere zieht sich eine Inselkette hin. Die 
Inseln an der Nordseeküste bezeichnet man als Ostfriesische (Borkum, 
Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spickeroog, Wangeroog, 
Nenwerk) und als Nordfriesische Inseln (Helgoland, die Halligen, 
Nordstrand, Föhr und Sylt).
	        
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