Öffne den umwölkten Blick
Uber die tausend Quellen
Neben dem Durstenden
In der Wüste.
(Goethe, Harzreise im Winter.)
Einleitung.
Unsere Eltern »nd andere Menschen haben uns von unserer srühen
Kindheit an gesagt: Das und das ist gut, das und das ist schlecht; jenes
sollst du tun, dieses sollst du nicht tun. Und diese Gebote und Verbote treten
uns entgegen, solange wir leben.
Woher kommt das?
Das interessiert manche Menschen zunächst vielleicht sehr wenig: sie
wollen nicht tun, was gut, sondern was ihnen angenehm, und nicht unter¬
lassen, was schlecht, sondern was ihnen unangenehm ist. Denn kein Mensch
will unglücklich sein oder werden, jeder Mensch will glücklich sein oder
werden; sie glauben aber, das Angenehme sei eben das Glück und das Un¬
angenehme das Unglück.
Dies ist nun nicht ganz richtig; denn eine sehr süße Speise kann z. B.
ein tödliches Gift, und ein sehr bitterer Trank eine rettende Arznei sein.
Wir werden also doch genauer untersuchen müssen, worin wir unser Glück
suchen sollen und worin nicht.
Um diese Frage zu beantworten, werden wir am sichersten gehen, wenn
wir zusehen, wer oder was denn uns bisher vor Unglück bewahrt und
Glück verschafft hat.
Um glücklich sein zu können, müssen wir zunächst überhaupt leben.
Wir fragen also zuerst:
Matzat, Rechts- und Staatslehre.
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