8 Die hohenzollern: Friedrich I. 
einziehen. Zuletzt war ihm selbst dies zu mühevoll. Er verkaufte die Neu mark an 
den deutschen Ritterorden; die übrigen Landesteile mit allen Schlössern, Burgen und 
Gütern, allen Zöllen und abgaben verpfändete er stückweise wieder weiter, und zwar 
an einige märkische Ldelleute. Seitdem betrachteten sich diese als die Herren im Lande 
und übten ein habsüchtiges, rohes Gewaltregiment über Bürger und Bauern. Die 
Häupter dieser „Schloßgesessenen" waren Dietrich und Hans von Cjuitzow. Die 
Städter hinter ihren festen Mauern waren vor den Raubgesellen noch am ersten sicher. 
Wagte sich freilich ein Kaufmannszug nur auf die offene Landstraße, so fiel er ihnen 
in die Hände; deshalb lagen Handel und Verkehr darnieder. Rber jeder Gewalttat 
völlig preisgegeben waren die wehrlosen Bauern. 
Ums Jahr 1411 war die Hot der Brandenburger himmelschreiend geworden. 
Da sandten sie Boten zu Kaiser Sigismund, der gerade in Ungarn weilte, und baten 
ihn um Hilfe. Sigismund selbst konnte nicht kommen; doch er sandte den Burggrafen 
Friedrich VI. aus dem Geschlecht der hohenzollern als seinen Statthalter in die Mark. 
Dieser Entschluß Kaiser Sigismunds ist für Brandenburg wie für das Haus 
hohenzollern von unvergleichlicher Bedeutung geworden. 
B. Die ßobenzollern bis zur Zeit des 
:: :: :: Großen Kurfürften :: :: :: 
Die hohenzollern waren ursprünglich ein einfaches Rittergeschlecht; ihre Stamm- 
bürg lag wie die der Staufer auf der Rauhen fllb. Sie waren reich begütert. Schon 
in der Stauferzeit reichten ihre Besitzungen bis an den Bodensee. Ruch am Main, 
um Rnsbach und Bayreuth, erwarben sie sich große Güter. Rls Herren dieser frön* 
kifchen Besitzungen erlangten sie reichsfürstliche würde und hatten nun Sitz und 
Stimme im Reichstage; auch wurden sie erbliche Burggrafen in Nürnberg. 
3eöe freie Reichsstadt stand unmittelbar unter dem Kaiser Dieser setzte in den größeren 
Reichsstädten sogenannte Burggrafen ein, die in seinem Namen die höchste Gerichtsbarkeit 
ausübten. ' 
Warum die hohenzollern Brandenburg erhielten. Rllzeit standen die hohen» 
zoliern dem Kaiser mit Rat und Tat getreu zur Seite. (Ein hohenzoller half auf 
dem Marchfelde für Rudolf von Habs burg, ein anderer bei Mühldorf für Ludwig 
von Bayern den Sieg entschieden. Ganz besondere Dienste hatte Burggraf Friedrich VI. 
dem Kaiser Sigismund geleistet. Er hatte die Stimmen der Kurfürsten auf Sigismund 
gelenkt, hatte für ihn in Ungarn gekämpft und war für den meist geldbedürftigen 
Luxemburger mit hohen Darlehen eingetreten. Sigismund hatte also Ursache, den 
Burggrafen dankbar zu fein. Darum ernannte er ihn zunächst zum Statthalter 
von Brandenburg, „auf daß er mit feiner Rrbeit, Mühe und Macht die Mark, die 
leider feit langer Seit durch Krieg und aus anderen Ursachen schwer verfallen und 
ins verderben gekommen, wieder aufbringe." (Rus d. Beftallungsurfd. vom 8. 7.1411.)
	        
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