- 189 -— 
ist gewinnbringend, hingegen für grünen, auf dem Felde noch anstehen¬ 
den, ebenso für getrockneten Rohflachs werden nur niedrige preise ge¬ 
zahlt. Beim verpacken des Flachses ist scharf darauf zu achten, daß 
die Borten von ungleicher Güte getrennt bleiben. Verden dieselben 
gemischt, so hält sich der Raufer (Spinner) dadurch schadlos, daß er nur 
unter dem Durchschnitt stehende Preise gewährt. 
Rm Ende seines lehrreichen Vortrags fragte Herr Dr. St, wer 
gesonnen sei, ein Versuchsfeld für Flachsbau nach den im vortrage 
gegebenen Anweisungen so einzurichten, wie es das vor kurzem gegründete 
sächsische Flachsbau-Komitee wünsche. Ich erbot mich sofort dazu und 
freue mich nun über den gut ausgefallenen versuch,' denn alle Bauern 
im Dorfe sagen, unser Flachs sei Heuer der schönste auf der ganzen Flur.“ 
— ,,Dein Streben freut mich, mein Sohn, nur gönnte ich der mühe¬ 
vollen Rrbeit des jungen Flachsbauers einen besseren Lohn,' denn die 
Flachspreise sind gegenwärtig dem Rufwande an Zeit und Rraft nicht 
entsprechend!" ,,Gewiß, lieber Vater! Rber die Rlage über niedrige 
Flachspreise wird nur dann verstummen, wenn jeder Landwirt eine 
Fläche seines Feldes — und wäre diese auch noch so klein — mit Flachs 
bebaut und die in dem vortrage gegebenen Ratschläge genau befolgt. 
Denn je mehr Rngebot, desto mehr Nachfrage,' je besser die Ware, desto 
lebhafter der Wettbewerb, desto sicherer die Preissteigerung! Nur 
vereintes Streben führt hier zum Ziele!" Friedrich. 
84. Freihandel und Schutzzoll. 
„Ich will meine Waren einkaufen können, wo ich sie am billigsten 
und besten bekomme“, sprach der Kaufmann Filz in Thorn. „Das 
ist die Grundbedingung für das Gedeihen des Handels, und auch meine 
Abnehmer stehen sich am besten dabei. Deshalb verwerfe ich jedes 
Einfuhrverbot und jeden Schutzzoll und bin Freihändler von Über¬ 
zeugung.“ 
„Er kennt nichts weiter als seinen Kram“, sagte leise der Fabrik¬ 
besitzer Holz zu seinem Nachbar. „Meine Arbeiter kaufen doch auch 
bei Ihnen?“ fragte er listig. 
„Jawohl,“ erwiderte Filz, „das ist mein Hauptabsatz.“ 
„Nun,“ sagte Holz, „wenn unsere Eisenfabrikation nicht durch 
den Zoll auf ausländisches Eisen namentlich gegen das übermächtige 
England geschützt worden wäre, dann hätte ich meine Fabrik ge¬ 
schlossen. Die Arbeiter hätten nichts kaufen können, und Sie hätten 
auch nichts gehabt.“ 
„Wir müssen uns schon daran gewöhnen,“ nahm nun der Land¬ 
wirt Schreck das Wort, „daß wir zusammenleben. Der eine muß dem 
anderen etwas nachgeben. Wenn unsere Landwirtschaft vor dem
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.