ß. III. A. 5. 6. 7. Martin Greif. Friedrich Badenstedt. Robert Hamerling. 169
III.
Die reine Frau ist wie ein frischer Quell,
der uns entgegensprudelt klar und hell
wie eine lautre Gottesoffenbarung:
er labt und freut uns nur, trägt keine Lasten;
doch die sich beugen unter stolzen Masten, s
die Ström' und Meere schöpfen aus ihm Nahrung.
Höre, was der Volksmund spricht:
Wer die Wahrheit liebt, der muß
schon sein Pferd am Zügel haben;
wer die Wahrheit denkt, der muß
b schon den Fuß im Bügel haben;
IV.
wer die Wahrheit spricht, der muß
statt der Arme Flügel haben I
Und doch singt Mirza-Schaffy:
Wer da lügt, muß Prügel haben!
7. Robert Hamerling (1830—1889).
Werke. Volksausgabe o. I. (1900). Mit einem Geleitwort von Peter Rosegger.
3. Band. Sinnen und Minnen. Blätter im Winde.
a) Gedichte.
1. Menschenleben.
Heut lallen an der Mutterbrust, der weichen,
zu Rosse morgen ziehn in stolzem Trabe
und übermorgen dann als müder Knabe
mit grauen Haaren an der Krücke schleichen;
Das Glück erspähn und nimmer es erreichen, s
sich hundertmal als einzig süße Labe
den Tod erflehn und schaudern vor dem Grabe,
das Sein verwünschen, vor dem Nichts erbleichen;
In langer Weil', in Weinen oder Lachen,
in Sehnen, Sinnen, Hoffen und Erbeben io
den Tag verträumen und die Nacht durchwachen,
Dazu die Frage schmerzlich oft erheben,
was all das soll: das ist in tausend Sprachen
ein altes Lied, betitelt Menschenleben.
2. Auf hohen Bergen . . .
Auf hohen Bergen liegt ein ew'ger Schnee,
auf hohen Seelen liegt ein ew'ges Weh.
Den Schnee, den Harm schmilzt keine Sonne weg,
die Gletscher überbrückt kein Blumensteg.
Was um das Eis wie Rosenpurpur loht, s
ist Abglanz nur von einem Sonnentod;
und was als Glorienschein ein Haupt verklärt,
Abglanz der Glut ist's, die das Herz verzehrt.