Täglicher und hocheinfält'ger Spruch war:
Nimm, o Gott, mich mir, und gieb mich
ganz dir!*)
Der war Bruder Klaus; die Bundsver¬
sammlung
Folgte seinem Rath; einmüthig wurden
Aufgenommen Solothurn und Freiburg;
Und so manche Rathsversammlung wünschte
Bruder Klaus zu sich von Unterwalden,
Mit der Bärentappe, die drei Engel,
Falls er in den Himmel kommen wollte,
Ihm zum, führenden Panier gegeben.
Herder.
4. Johnnna ScbuS.
Der Damm zerreißt, das Feld
erbraust,
Die Fluthen spülen, die
Fläche saust.
„Ich trage dich, Mutter, durch die Fluch,
Noch reicht sie nicht hoch, ich wate gut." —
„„Auch uns bedenke, bedrängt wie wir sind,
Die Hausgenosstn, drei arme Kind!
Die schwache Frau!.... Du gehst da¬
von ! —""
Sie trägt die Mutter durchs Wasser schon.
„Zum Bühle da rettet euch! Harret derweil;
Gleich kehr' ich zurück, uns allen ist Heil.
Zum Bühl ist's noch trocken und wenige
Schritt;
Doch nehmt auch mir meine Ziege mit!"
Der Damm zerschmilzt, das
Feld erbraust,
Die Fluthen wühlen, die
Fläche saust.
Sie setzt die Mutter auf sich'res Land;
Schön Suschen gleich wieder zur Fluth ge¬
wandt.
„Wohin? Wohin? Die Breite schwoll;
Des Wassers ist hüben und drüben voll.
Verwegen ins Tiefe willst du hinein!" —
„„Sie sollen und müssen gerettet
sein!"
Der Damm verschwindet, die
Welle braust,
EineMeeres wo ge, sie schwankt
und saust.
*) „O, Herr Gott, nimm mich mir,
Gieb mich ganz zu eigen dir!
O, Herr Gott, gieb Alles mir.
Gebet des Bruder Klaus von der Flüe.
Kap. 2. Anmerk. 596.
Schön Suschen schreitet gewohnten Steg,
Umströmt auch gleitet sie nicht vom Weg,
Erreicht den Bühl und die Nachbarin;
Doch der und den Kindern kein Gewinn!
Der Damm verschwand, ein
Meer erbraust s,
Den kleinen Hügel im Kreis
umsaust's.
Da gähnet und wirbelt der schäumende Schlund
Und ziehet die Frau mit den Kindern zu
Grund;
Das Horn der Ziege faßt das ein';
So sollen sie alle verloren sein!
Schön Suschen steht noch strack und gut;
Wer rettet das junge, das edelste Blut?
Schön Suschen steht noch wie ein Stern;
Doch alle Werber sind alle fern.
Rings um sie her ist Wasferbahn,
Kein Schifflein schwimmt zu ihr heran.
Noch einmal blickt sie zum Himmel hinauf,
Da nehmen die schmeichelnden Fluthen sie auf.
Kein Damm, kein Feld! Nur
hier und dort
Bezeichnet ein Baum, ein
Thurm den Ort.
Bedeckt ist Alles mit Wasserschwall;
Doch Tuschens Bild schwebt überall. —
Das Wasier sinkt, das Land erscheint,
Und überall wird schön Suschen beweint.—
Und dem sei, wer's nicht singt und sagt,
Im Leben und Tod nicht nachgefragt!
Goethe.
Was fördert zu dir!
O, Herr Gott, nimm Alles von mir,
Was mich wendet von dir!"
S. Joh. v. Müllers Schweizergeschichten. Buch V.