von etwa 1300 Meter finden wir dann jene Kälte, welche dem Gefrierpunkte
sich nähert. Mer so wie auf den Gebirgen die Schneelinie nach dem Norden
hin so bedeutend herabsinkt, so finden wir auch nach dem Pole hin jenen Kälte¬
gradschon in einer Tiefe von etlichen hundert Meter sehr deutlich bemerkbar. Weiter
hinabwärts nimmt die Temperatur nur sehr langsam ab und scheint auch bei den
größten Tiefen, welche der Mensch zu erreichen vermochte, nicht über etliche Grade
unter dem Gefrierpunkte fallen zu können.*) Von diesem Stillstände aus ist es
möglich, daß eine Wiederzunahme der Wärme, wie sie zur Zeit nur Ellis be¬
obachtet haben will, wirklich statt finde. Nirgends aberi auch nicht an den ewig
eisumstarrten Polarzonen, ist der Boden des Meeres gefroren, und nur das Nieder¬
sinken der kälteren und dadurch schwereren Wassermasse, wie sie vom Pole nach
dem Aequator hinströmt, giebt eine Erklärung für diese Kälte der Tiefen. So
ist auch das Eiswasser der Gletscher in den Alpen weit kälter, als der umgebende
Boden der von ihm gebildeten Landseen in derselben Tiefe der Erde. In einer
Meerestiefe von 20 Meter, derjenigen, welche die Taucher gewöhnlich erreichen,
pflegt sich das Licht schon im dämmernden Scheine zu verlieren, anderwärts, wie
um die westindischen Inseln, ist das Meer bis in bedeutende Tiefe hinab noch
hell und klar, und erst um vieles tiefer hinab verliert sich die Beleuchtung des Tages.
Wirkliche Messungen der Tiefen des Meeres gehören unter die schwierigen
Aufgaben. Nicht nur die bedeutende Länge und Stärke des Seiles, welches das
Gewicht in die verborgene Tiefe hinableiten soll, auch die eigene Schwere des
Seiles und die mit zunehmender Tiefe steigende Compression des Wassers, ja
selbst die oft wohl in der Tiefe verborgenen Strömungen zwingen dasselbe die
perpendiculäre Linie zu verlassen, erschweren so das Geschäft und verändern das
Resultat. Man will Tiefen von 2350 Meter mit Bestimmtheit gemessen baben,
und glaubt sich der Wahrheit zu nähern, wenn man annimmt, daß das Meer
eben so tief sei, als die Höhen der benachbarten Gebirge über seinen Spiegel
emporragen. La Place und D'Aubisson schätzten die größten Meerestiefen
auf 4000 Meter. **) Erhebt man sich zu der Idee, bei mäßiger Schätzung
der Meeresüefe die Wassermasse des Oceans berechnen zu können, so dürften andert¬
halb Millionen Kubikmeilen ein annäherndes Verhältniß herbeiführen. Auch die
Wassermasse, welche alle Flüsse jährlich dem Meere zuführen, hat man berechnet.
Kant und Keil nehmen 455, la Metherie etwa 340, Munke u. A. nur
75 Kubikmeilen Wasser an. Dürften wir uns hiernach das große Bett des Oceans
einmal entleert denken, so müßten doch bei den ersten Annahmen 4000, bei der
letzten aber 20,000 Jahre vergehen, bevor dasselbe durch diese Stromwäffer, uu-
gerechnet möglicher Verdünstung, wieder erfüllt würde. Setzen wir die Erde zu
2660 Millionen Kubikmeilen an, so verhält sich die Masie derselben zu der des
Oceans nur wie 1738 zu 1. Die Verdünstung des Meerwassers ist aber sehr
bedeutend, und sie beträgt ungefähr ebenso viel, als die Menge alles deffen, was
die Ströme ihm zuführen, nur also um mit der Verdünstung ein Gleichniß zu
halten, scheinen jene Massen der Stromwässer zu dienen.
Merkwürdig sind die Strömungen im Meere. Unter dem Aequator ent¬
spricht der große beständige Oststrom dem Ostpassatwinde dieser Zone; er strömt
vom Senegal gegen die Antillen, durchschneidet das atlantische Meer von Ost
gegen West, am Vorgebirge der guten Hoffnung in jeder Stunde 2000 Meter,
unter der Linie im atlantischen Meere über 3300 Meter durchsausend. Jener
-) Diese Ergebnisse sind in neuester Zeit auf Grund von Untersuchungen bezweifelt worden.
**) Neuere Messungen geben mit ziemlicher Bestimmtheit weit bedeutendere Tiefen an,
Tiefen bis zu 9800, ja 11,800 Meter.