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Waschen zugebracht; und des nächsten Morgens muß sie, wiewohl
es früh im Jahre, vor Ostern, und nachts ein tiefer Zchnee gefallen
ist, barfuß mit Tagesanbruch durch den Zchnee hinaus nach dem
wilden Meergestade waten, ihre Wäsche zu vollenden. 5ln eben
diesem Morgen aber kommen Grtwin und Herwig, Kunde einzu¬
ziehen, in einer Barke in die Nähe der Stelle, wo die Königstochter,
bebend vor Frost im nassen Gewände, an der mit Eis strömenden
Meerflut und im stürmenden Märzwinde, der ihr schönes haar ihr
wild um Nacken und Zchultern schleudert, die Leinwand wäscht. Die
beiden Kriegsmänner nahen sich den Jungfrauen, die sich schon auf
die Flucht begeben wollen, und bieten ihnen den Morgengruß, den
sie lange nicht gehört haben; denn bei Frau Gerlind ist „guten
Morgen", „guten Bbend" teuer. Sie erkennen Gudrun in der schmach¬
vollen Niedrigkeit ihrer Kleidung und ihrer Magdarbeit nicht, fragen
sie aus um Land und Leute, vernehmen, daß das Land wohl ge¬
rüstet und stark bewehrt sei, und man hier nur vor einem feinde,
den Friesen (Hegelingen h, Besorgnis hege. Während der langen
Unterredung stehen die Jungfrauen, in der herben Kälte zitternd, vor
den fragenden Helden; diese bieten mitleidig ihnen ihre Mäntel, sich
darin zu hüllen, aber Gudrun entgegnet: „Da soll mich Gott be¬
wahren, daß an meinem Leibe jemals einer Manneskleider sähe!"
Da fragt auch ihr Bruder Grtwin, ob nicht eine Jungfrau Gudrun
einst als Geraubte hierher gebracht worden sei, und Herwig ver¬
gleicht wiederholt die Züge der armen Dienstmagd mit den Zügen
der edlen Königstochter, die einst seine Braut war; auch nennt er
Grtwin bei Namen. „Bch," sagt Gudrun, „wenn Grtwin und Herwig
noch lebten, sie wären längst gekommen, uns zu retten; ich bin auch
eine von den damals Geraubten, die arme Gudrun aber ist schon
lange tot." Da streckt der Zeelandskönig seine Hand aus: „Leid
Ihr von den Geraubten, so müßt Ihr das Gold kennen, das ich an
meinem Finger trage, ich bin Herwig genannt, und mit diesem Ninge
ist Gudrun mir zu minnen verlobt worden." Da leuchten die Bugen
der Jungfrau in Heller Freude auf, und wie gern sie auch die Zchmach der
Dienstbarkeit verborgen hätte, sie ist überwältigt: „Das Gold ich wohl
erkenne, denn ehedem war es mein,- so trage auch ich noch
dieses Gold, das einst mir Herwig sandte." Hllein Bruder
und Verlobter können nicht anders glauben, als daß sie, wie das
> damals sich von selbst verstand, Hartmuts Gemahlin geworden sei
nchd. Hegelinge: Zettels Mannen; Friesland zwischen vechte und Weser.
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