Full text: Auswahl deutscher Dichtungen von dem Nibelungenliede bis zur Gegenwart (Abtheilung 1)

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Ihr wißt, wie Scherz und Spott gefallen; Fang' ich erst an, ein Glas zu leeren, 
Es fehlt uns nicht an Stoff und Muth. So schenk ich gleich auch wieder ein. 
Zum Stoff sind nun gewiß vor allen Man pflegt sobald nicht anfzuhören, 
Die Myriaden Narren gut. Und dazu fehlt's hier nicht an Wein, 
Wienützt man nicht durch scharfes Spotten! Das wird wohl euer Lob erlangen. 
Und selbst der Wein erhält den Brauch Man sagt, es sei ein alter Brauch. 
Chor. Chor. 
Das meinen wir auch; Wir haben ihn auch; 
Wir denken sie noch auszurotten. Allein maun pflegt auch anzufangen. 
In ein Exemplar der VYoungischen Nachtgedanken. 
Dein göttlich Lied, o Young, das uns des Lebens Werth 
Und das weit größer Glück das Glück des Sterbens lehrt, 
Das zur Unendlichkeit des Daseins Spann' erweitert 
Und uns des Grabes Nacht zu hellem Licht erheitert; 
Dein Lied gewöhnt den Geist, des Himmels Harmonie 
Zu schmecken, denn es tönt so himmlisch fast als sie. 
Welch ein erhabner Lohn wird einst dein Antheil werden! 
Welch ein erhabner Lohn bekrönt dich schon auf Erden! 
Schon hört der Seraph dich, von neuer Glut entbrannt, 
Und flicht dir einen Kranz von ihrem Amarant 
Und freuet sich darauf, in ihren Jubelchören 
Nun bald — zu bald für uns! — dein himmlisch Lied zu hören. 
Indes entzücket hier dein heilig Harfenspiel 
Die auserwählte Zahl, die menschliches Gefühl 
Für wahre Hoheit hat und, von dem Raub entfernet, 
Auf deinen Flügeln sich zum Himmel heben lernet. 
Hör' einer Stolbergin, hör' einer Plessin Dank, 
Zukünftger Engel Lob!) — Hör' Cramer's Lobgesang. 
Sieh Klopstocks Feuergeist auf neugestärkten Schwingen, 
Wetteifernd selbst mit dir, in deine Höhe dringen. — 
Und o verschmäh' auch nicht den Dank, der für dein Lied, 
Unsterblich, wie ich selbst, in meinem Herzen glüht. 
Dir dank' ich das Vertraun so vieler edler Seelen, 
Die zum Piloten mich in deinen Tiefen wählen. 
Nächst Gotte dank' ich dir jetzt den Genuß der Zeit 
Und dir einst den Genuß auch deiner Ewigkeit. 
Friedrich Karl Kasimir Freiherr von Kreuz. 
(1724 - 1770.) 
An die Dichtkunst. 
Vertraute meiner Phantasie, Wann unterdessen, reich belohnet, 
Ich weihte Dir die ersten Kräfte; Im Tempel der Gelegenheit 
Noch theilst Du meines Ernsts Geschäfte, Manch feiler Dichter Weihrauch streut 
O göttlich hohe Poesie! Und sklavisch jedem Glükfall frohnet.
	        
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