Becker: Die allgemeine Schwere.
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von Cambridge einer verheerenden Seuche wegen nach der Heimat Wools-
thorpe geflohen war und dort im elterlichen Garten einsam unter einem
Baume saß, soll der Fall eines Apfels sein Nachdenken über die Ursache
des Fallens aller frei gelassenen Körper erregt haben. Wie dem auch sei,
ob Wahrheit oder Dichtung, so viel steht fest, daß Newton um jene Zeit
sich in Betrachtungen über die Bewegung der Körper auf der Erde unb
im Himmelsraum erging. In dem freien Fall an der Erdoberfläche hatte
man die Wirkung einer Kraft kennen gelernt, welcher alle Körper in gleicher
Weise gehorchten. Galilei hatte durch theoretische Untersuchungen und auf
experimentellem Wege gezeigt, daß jeder Körper, mochte er groß oder klein,
schwer oder leicht sein, wofern man nur von dem Widerstand der Luft
absieht, in der Richtung nach dem Mittelpunkt der Erde gleich schnell fällt,
daß die Geschwindigkeit, welche er nach einer gewissen Zeit erlangt hat,
dieser selbst und der durchlaufene Raum dem Quadrat der Zeit proportional
ist. Wo man sich auch auf der Erde befand, in der Ebene oder auf den
höchsten Bergen, diese irdische Schwerkraft wirkte in gleicher Weise, und so¬
weit man es bei dem damaligen Mangel an genaueren numerischen Be¬
stimmungen beurteilen konnte, ohne merkliche Abnahme ihrer Intensität.
Ja, so war der Gedankengang bei Newton, es ließ sich hiernach vermuten,
daß sie sich selbst bis an den Mond und noch weiter in den unendlichen
Raum erstreckte. War aber diese Voraussetzung richtig, konnte dann nicht
dieselbe anziehende Kraft der Erde, welche den Stein und die Schneeflocke
auf sie niederzufallen zwingt, auch den Mond in seiner Bahn erhalten und
ihn verhindern, in gerader Linie wegzufliegen, wie er es unstreitig tun
müßte, wenn er nicht in jedem Augenblick zurückgezogen würde? Die Größe
der Kraft, die erfordert wird, um den Mond in seiner Bahn zu erhalten,
konnte nach den von dem Holländer Huyghens gefundenen Gesetzen der
Schwungbewegung aus der Umlaufszeit und Entfernung des Mondes ab¬
geleitet werden, die Intensität der Schwerkraft an der Erdoberfläche war
experimentell bestimmt; die Vergleichung beider mußte die Frage entscheiden.
Nur eins war noch erforderlich, die Kenntnis des Verhältnisses, in welchem
die anziehende Kraft der Erde mit der Entfernung sich ändert. Schon
mehrere Zeitgenossen Newtons hatten aus dem dritten Keplerschen Gesetz
den Satz abgeleitet, daß die Anziehung, welche die Sonne auf die Planeten
ausübt, in demselben Maße abnimmt, als das Quadrat der Entfernung
wächst. Aber sie hatten den Beweis dieses Satzes nur unter der Annahme
zu gebeu vermocht, daß die Planetenbahnen Kreise waren, in deren Mittel¬
punkt die Sonne stände. Die wahre Form der Planetenbahnen weicht
jedoch, wenn auch nicht sehr erheblich, von der Kreisgestalt ab und ist in
Wirklichkeit nach Keplers erstem Gesetz elliptisch. Es konnte daher zweifel¬