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XIII. Votivtafeln. 
26. Der Xenienkampf und die Votiv tafeln. 
Von E. Boas. 
Schiller und Goethe im Xenienkampf. 1851. 1. T., S. 1 ff. u. S. 215 ff. 
(S. 1). Der Xenienkampf ist ein so ganz besonderes, merkwürdiges 
Ereignis, dass keine Litteratur eines andern Volkes etwas Ähnliches auf¬ 
zuweisen hat. Zwei Poeten fühlen „eine Armee in ihrer Faust,“ oder 
besser: in ihrem Haupte. Wider eine ganze Heerschar schleudern sie 
die Küchenpräsente und treiben, wie jener Feldherr sich rühmte, die 
Gegner mit dem Kochlöffel zu Paaren. Alt und jung müssen weichen 
vor ihrer Titanenkraft; es sind drei Generationen der litterariscken Welt 
— von Ramler und Klopstock bis auf Jean Paul und Schlegel — welche 
eine stürmische Niederlage erleiden. 
Man darf es nicht verhehlen, der erste Anlass dieser Xenien war 
der Zorn verletzten Selbstgefühls, aber auch im Zorn bewährten Schiller 
und Goethe ihre reiche, ihre göttliche Natur. Wenn Jupiter grollend 
die Locken schüttelt, dann zucken wohl Blitze aus den Wolken, doch 
zugleich strömt frischer, fruchtbringender Regen herab. Das zähe Alter 
sass auf dem Thron der Poesie, und als Kronwacht stand die Unfähig¬ 
keit mit kritischer Lanze daneben; sie sah ihren Untergang vor Augen, 
wenn das Scepter an die Gewaltigen in Jena und Weimar gelangte. 
Kann es diesen wohl zum Vorwurf gereichen, dass sie ihres herrlichen 
Wollens und Vollbringens sich klar bewusst waren? Dass sie, um Raum 
zu gewinnen für ihre wunderbaren Schöpfungen, den verdorbenen Ge¬ 
schmack brandmarkten und die Stümper beiseite schoben? 
Sie schrieben die Xenien als ein drohendes Mene mene tekel 
upharsin! für alle Philister, Schwärmer und Heuchler. Da wurde Zeter 
gerufen über sie, und ihre Feinde wappneten sich zur letzten, verzweif¬ 
lungsvollen Schlacht. Ein vulkanisches Regen und Bewegen durchzuckte 
die Grenzmarken der Litteratur; die Xenienkämpfer hatten Berg und 
Thal mit glühender Lava überflutet, das Unkraut zu zerstören. Wurden 
dabei nun einzelne Saathalme versenkt, so war es nicht ihre Schuld; 
denn wer mag dem Krater, dessen Flammenzorn einmal erregt ist, ge¬ 
bieten: bis hierher und nicht weiter! Die schwerbedrängten und ver¬ 
wundeten Gäste wollten sich auf gleiche Weise zur Wehr setzen; sie 
riefen Minerva Xenia um Hilfe an, aber sie vergassen, dass diese Göttin 
eben eine Minerva sei. Wo innen kein Feuer ist, kommt auch keins 
heraus, und alle Anti-Xenien sind nur Wasser oder Schlammvulkane ge¬ 
worden. 
Es schmollte und grollte, es eiferte und geiferte damals in Deutsch¬ 
land ganz entsetzlich wider die beiden Helden. Am giftigsten zeigten 
sich jene litterarischen Eintagsfliegen, deren Bedeutungslosigkeit viel zu 
gross war, als dass man ihnen ein Gastgeschenk hätte zuwenden sollen. Sie 
machten eine sehr fromme und klagende Miene, aber im Herzen freuten 
sie sich, gegen Goethe und Schiller in anscheinend sittlicher Entrüstung 
losziehen zu können; sie kamen sich hierbei fast so wichtig vor, wie
	        
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