Full text: Sieben Bücher deutscher Dichtungen

Neueste Zeit. (1830-1880.) 
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Das sind die treuen Deutschen all 
Im Reich und in der Ferne, 
Die heut mit Hellem Jubelschall 
Begrüßen unsre Sterne. 
Wir alle haben nun erschaut, 
Was unsre Seher glaubten; 
Woran das ganze Volk gebaut, 
Das wird es auch behaupten. 
Zu Schanden wird der Feinde 'L-pott 
Und was die Geister trennte; 
Noch lebt der treue deutsche Gott 
Und sitzt im Reglmente: 
Daß Zeugen sind und sollen sein 
Die beiden Hinunelsweiser; 
Sie halten Wacht am deutschen Rhein 
Und stehn zu Reich und Kaiser. 
Hermann Grieben. 
Das ersehnte Gewitter. 
Es glüht das Land, es lechzet 
Die ausgebrannte Au, 
Jedwedes Wesen ächzet 
Nach einem Tröpfchen Tau. 
O Himniel, brich! Entschließe 
Dies Blau aus sprödem Stahl, 
Nur Regen, Regen gieße 
Herab ins schwüle Thal! 
Er hört. Im Westen webet 
Und spinnt ein grauer Flor, 
Er ballt sich, schwillt und schwebet 
Als Wolkenberg empor. 
Jetzt mit den Feuerzügeln 
Fährt aus der jähe Blitz 
Und auf den luftgen Hügeln 
Löst er sein Feldgeschütz. 
Heut hat man baß geladen, 
Es zuckt wie gestern nicht 
In fahlen Schwefelfaden 
Ein stumm verglühend Licht 
Es kracht. In Ketten wandern 
Die dmnpsen Donner fort. 
Von einer Wacht zur andern 
Rollt sie das Schlachtenwort. 
Was atmet, rauscht und sauset? 
Frisch auf! Der Sturmwind naht. 
Der Wald erbebt und brauset, 
In Wogen geht die Saat. 
Schon dampft ein Meer von Würzen 
Aus der behauchten Welt, 
Und satte Wetter stürzen 
Auf das geborstue Feld. 
F. Th. v. Bischer. 
In der Srnte. 
In der Scheuer ist der Erntewagen, 
Aus dem Fenster schaut der reiche Bauer, 
Draußen über dürre Stoppeln tragen 
Abendwinde noch ein Lied der Trauer, 
Wehen um die Stirn des armen Kindes, 
Das dort sammelt die vergessnen Ähren — 
Wenig Ähren zwischen Stoppeln sind es, 
Und das Sammeln kann nicht lang mehr währen. 
Hungrig kehrt das arme Kind nach Haus, 
Was es bringt, mag keinen Kuuuner wenden, 
Wenig Ähren und in müden Händen 
Einen sonnversengten Bluinenstrauß. 
Karl Weitbrecht. 
Trompeter blas! 
Trompeter blas! An den Rhein! an den Rhein! 
Hört ihr seine Wogen grollen? 
Sie schießen dahin mit Gewitterschein, 
Sie zürnen wie Donners Rollen,
	        
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