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schlug sie so danieder, daß sie zuletzt in das größte Elend kamen. Nichts-
destoweniger zogen jene den Krieg dem Frieden vor und ertrugen lieber um
der teuren Freiheit willen jegliches Ungemach. Es ist aber dieser Menschen-
schlag abgehärtet, scheut keine Anstrengung und ist gewöhnt an das dürftigste
Leben, ja, was die Unsrigen schwer erträglich dünkt, das halten sie noch für
einen Genuß. Der Krieg mit ihnen zog sich wegen der vielen andern Feinde
in die Länge.
Es war aber seit König Heinrichs Zeit ein Slave in den Händen der
Sachsen, der nach dem Erbrecht seines Volkes Herr der Heoeller hätte sein
sollen. Er hieß Tugumir. Diesen gewann man durch eine große Geld-
summe und überredete ihn durch weitere Versprechungen, so daß er gelobte,
das Land zu verraten. Gleich als wäre er Heinrich entronnen, kam er
nach Brennaburg. Hier erkannte ihn sein Volk und wählte ihn zum Herrn,
und nun erfüllte er in kurzer Zeit sein Versprechen. Er lud seinen Neffen,
den einzigen, der noch von allen Fürsten des Hevellerstammes am Leben
war, zu sich ein, nahm ihn gefangen und tötete ihn. Alsdann unter-
warf er sich mit jener Stadt und dem ganzen Lande der Gewalt des Königs.
Hierdurch geschah es, daß alle barbarischen Stämme bis zur Oder hin in
ähnlicher Weise dem Könige als ihrem Herrn huldigten und Zins zahlten.
Doch mit dieser Unterwerfung war die Herrschaft der Deutschen noch keineswegs
gefestigt. Noch manche Kämpfe mußten durchgefochten werden, die darum um so er-
bitterter geführt wurden, weil die sächsischen Edlen, Wichmann und Eckbert, in ihrem
leidenschaftlichen Haß gegen ihren Oheim, den Sachsenherzog Hermann Billung, auf die
Seite der Wenden getreten waren. Zur Zeit der Ungarngefahr (955) waren diese unter
der Führung Wichmanns und Eckberts in das sächsische Gebiet eingefallen, hatten ge-
plündert und gemordet und Frauen und Kinder in die Gefangenschaft fortgeschleppt.
Der König Otto, welcher die Ungarn glücklich überwunden batte,
gedachte Rache für diese Übelthat zu nehmen und fiel verheerend in das
Land der Slaven ein. Es wurde Gericht über etliche Sachsen, die sich
mit den Slaven verbunden hatten, gehalten, und das Urteil lautete, daß
Wichmann und Eckbert für Feinde des Vaterlandes gehalten werden müßten.
Damals fand sich auch eine Gesandtschaft der Slaven ein, welche erklärte,
daß die Ihrigen nach altem Brauche bereit seien, Tribut zu zahlen, doch
trugen sie Verlangen, in ihrem eigenen Lande selbst die Herrschaft zu führen:
Wolle man ihnen diese Forderung zugestehen, so seien sie zum Frieden ge-
neigt, wenn nicht, dann würden sie mit den Waffen in der Hand den Kampf
für die Freiheit weiter führen. „Friede mag fein," erwiderte der König,
„wenn ihr die begangene Unthat gesühnt habt." So führte er denn unter
Sengen und Brennen sein Herr durch ihr Gebiet und schlug zuletzt ein
Lager am Ufer des Raxaflnsses (die Reckenitz in Mecklenburg) auf,
um den durch Sümpfe ungemein erschwerten Übergang vorzubereiten. Hierbei