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Vorwort. 
genossen, bei den Romantikern, den Sängern der Freiheitskriege und 
bei allen den Dichtern, die im neunzehnten Jahrhundert das neue Kaiser¬ 
reich ersehnten und nach der Erfüllung ihrer Träume der jungen Zeit 
als Mahner zur Seite standen. Auch wo außerhalb der Reichsgrenzen 
die deutsche Gedankenwelt einen poetischen Ausdruck suchte, sollte das 
nicht vergessen bleiben. 
Der Wunsch, manches Wertvolle und Bezeichnende, das die früheren 
Bände bereits herausgegriffen hatten, zu wiederholen, mußte unterdrückt 
werden. Die Anmerkungen für den Lehrer werden darauf Hinweisen. 
Der neuen Lyrik ist ein verhältnismäßig großer Raunt zugeteilt. 
Aber sie hat Anspruch darauf, denn wirksamer und früher als das 
Drama und der Roman hat sie die Wendepunkte der poetischen Ent¬ 
wicklung in unserer Zeit charakterisiert. Das zu analysieren wird eine 
Aufgabe des Lehrers sein. Er wird dabei vor allem aus den größeren 
Wirklichkeitssinn unserer Dichter Hinweisen und — wie es einmal Karl 
Lamprecht in seiner Deutschen Geschichte tut — die Steigerung dichte¬ 
rischer Eindrücke bei einem Abendlied von Paul Gerhardt, von Matthias 
Claudius chnd von Otto Julius Bierbaum vergleichsweise hervortreten 
lassen. überhaupt vermag an der Äand des Gedichtbandes eine Be¬ 
trachtung der verschiedenen poetischen Behandlung gleicher Gegenstände 
in der älteren und in der neueren Lyrik — ob sie politischer Art sind, 
oder ob sie einem Naturgefühl Ausdruck geben, oder ob sie ein seelisches 
Problem lösen wollen — zu einer wertvollen Bereicherung des deutschen 
Unterrichts zu führen. 
Die Äberschriften der Kapitel sind so gewählt, daß sie an die 
Äauptepochen der vaterländischen historischen Entwicklung anklingen und 
so auch schon äußerlich eine Konzentration des geschichtlichen und des 
deutschen Unterrichts erleichtern. 
Der Anhang über Metrik und Poetik ist aus dein Bande für die 
dritte Klasse, den Äerr Direktor 0r. Bruns herausgegeben hat, abgedruckt. 
Die Beispiele sind dieselben geblieben, damit sie zu einem festen Besitz 
der Schülerinnen werden. 
Naumburg, April 1910. 
E. Borkowsky.
	        
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