Full text: [Teil 2 = 4. u. 5. Schulj] (Teil 2 = 4. u. 5. Schulj)

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Doch umsonst. Bald waren die Husaren heran, und es entspann 
sich ein heftiges Handgemenge zwischen ihnen und den Begleitern des 
Königs. 
Dieser aber suchte seine bedrohte Freiheit zu retten. Man befand 
sich gerade in der Odervorstadt von Oppeln. Schnell sprang Friedrich 
vom Pferde und eilte in das erste beste Haus. Es gehörte einer Schiffers¬ 
frau, namens Kosalie Schreier. Diese erkannte den hohen Herrn, und 
da sie die Feinde draußen schon nahen hörte, stülpte sie eine Maisch¬ 
bütte über ihn und verbarg ihn so vor unberufenen Blicken. 
Die Husaren suchten alle Häuser, auch das Haus der Schreier ab, 
den König aber fanden sie nicht. 
Damit aber hatte die gute Frau ihr Rettungswerk noch nicht voll¬ 
endet. Denn wie leicht konnte Friedrich in seiner Uniform, ohne Pferd, 
wieder in die Hände der umherstreifenden Feinde fallen. 
So gab sie ihm von den Kleidern ihres abwesenden Mannes; die zog 
der König an, und dann ruderte ihn die Frau selbst über die Oder nach 
dem Dorfe Nikoline. Das Gut daselbst gehörte einem Herrn von Saurma. 
Der Freiherr wunderte sich nicht wenig, als er in der Verkleidung des 
Fischers den König Friedrich erkannte, nahm ihn aber aufs beste auf. 
Hier fand Friedrich auch seine Truppen und war so einer großen Gefahr 
glücklich entronnen. Nach Dr. Paul Knötel. (Oberschlesische Sagen.) 
145. Der Held von Lenthen. 
1. Etwa 3 km nordwestlich von denr Dorfe Lenthen zwischen Neu- 
martf und Lissa erhebt sich eine Höhe mit freundlichen Anlagen, der Scheu- 
berg. ' Dort ist auf einem Unterbau eine Säule ans schlesischem Granit 
und auf ihr eine goldglänzende Siegesgöttin errichtet. Denn hier stand 
Friedrich der Große am Morgen des 5. Dezember 1757 und richtete sein 
Feldherrnauge auf die österreichische Schlachtstellung links und rechts von 
Lenthen. Hier entwarf er den Plan, nach dem er in wenigen Stunden ein 
fast dreimal so starkes Heer in wilde Flucht schlug. 
2. Am Anfange des Monats schien Schlesien für Preußen verloren 
zu sein. Schweidnitz war erobert, der Herzog von Bevern war südwest¬ 
lich von Breslau bei Groß-Mochbern und Schmiedefeld am 22. November 
geschlagen, und Breslau hatte sich am 24. mit allen Kriegsvorräten den 
Österreichern ergeben. Aber schon rückte König Friedrich in Eilmärschen 
heran, um Schlesien wiederzuerobern. Er hatte am 5. November die 
Franzosen bei Roßbach in die Flucht gejagt, war am 13. November aus 
Leipzig aufgebrochen und hatte zur Zeit der größten Bedrängnis Breslaus
	        
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