Full text: (Viertes und fünftes Schuljahr) (Teil 2 für Kl. 6 u. 5)

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Alle diese tausend wundersamen Sachen, Seegetier und Muschelwerk, 
aber gehören niemandem, es darf von allem nach Belieben gesammelt 
werden. Und die Binder suchen sich die bunten Muscheln und spielen 
damit und laufen barfuß am Wasserrande hin und jauchzen und freuen 
sich über alle Maßen. Schneeweiße Seemöwen fliegen in Scharen über 
den Strand und hinaus aufs Meer und tauchen ins Wasser und fliegen 
weiter. Die Wogen rollen heran und überschlagen sich und donnern 
und zersprihen zu Gischt und eilen hinauf aus den weißen Sand und 
baden die vielen nackten Kinderfüße. Draußen auf dem Meere aber 
schwimmen die großen Dampfer, die nach Amerika fahren oder nach 
Asien. Da kreuzen die Segelschiffe, da heult die Boje, und da ragt 
der Leuchtturm. Doch das schönste ist der Sand, der reine, weiße 
Sand, aus welchem der ganze Strand besteht. Man kann sich mit 
einem weißen Anzuge darin eingraben lassen, und hinterher ist auch 
nicht der kleinste Schmutzfleck am Zeuge. Und die Kinder spielen darin 
und haben Schaufeln und Eimer. Die Kleinen backen Puddinge und 
Kuchen und spielen Krämerladen oder Bäcker. Die Großen aber bauen 
sich Burgen im Sande. Burgen mit Wällen und Zugbrücken und Gräben 
drumherum. 
Aber nach ein paar Stunden, wenn der aufgeschüttete Sand erst 
trocken geworden, dann zerweht die ganze Herrlichkeit, und nichts bleibt 
übrig von den großen Burgen und Schlössern. 
So geht am Strande ein Tag nach dem andern hin, die Backen 
werden in der frischen Luft brauner und brauner, der Appetit kommt 
und mit ihm die Gesundheit und das Wohlbehagen. 
Doch das allerschönste im Seebadeorte ist das Bad selbst. Ganz 
flach und sanft senkt sich der Strand in das Wasser. Und wenn die 
Badezeit ist, dann rollen die Wellen stärker heran, und die Badenden 
gehen ihnen rückwärts entgegen und lassen die salzigen Wellen über den 
Rücken und Kopf fließen. Und nach jeder Welle ist die Freude größer, 
der Mut stärker und das Herz fröhlicher. 
Welle auf Welle zerrinnt am Strande. Eine Stunde nach der 
andern, ein Tag nach dem andern, jahraus, jahrein. Niemals hört 
das Brausen ganz auf. Und wenn die Sommerzeit längst vorbei ist, 
alle Badegäste weit, weit wieder in ihre Heimat gereist sind und die 
Kinder kaum noch die Muscheln ansehen, die sie in den Ferien gesucht 
und mit nach Hause gebracht haben, dann rollen wie immer ohne Unter¬ 
laß die Wogen auf den Strand. Unsere Großväter und Urgroßväter
	        
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