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Es gibt verschiedene Schutzmittel gegen die 57exen: stellt man z. B.
einen Besen aufrecht hinter die Stubenthüre, so kann keine Hexe herein-
treten; ebenso, wenn man drei „Trotenfüße" (Drudenfüße) über die Thüre
zeichnet. Ein Hufeisen über die Thüre eines Pferde- oder Rindviehstalles
genagelt, schützt die Pferde und das Rindvieh vor Hexen.
Wenn eine Hexe einen Menschen „reitet", d. h. ihn drückt, das; er kaum
mehr athmen kann, so darf man ihm nur dreimal beim Vornamen rufen,
dann muß die Hexe von ihm weichen.
Schließlich eine Geschichte, die Maier in seinen Sagen rc. aus
Schwaben mittheilt.
Vor etlich Woche bin i von Eßlinge bis Göppinge z'Fueß durs Neckar¬
tal gloffe; do hot mi en alts Weib ummen Almosen ang'sprochen und i
haun-er a paar Kreutzer gea; dernoch stnd mer älsg'mach mittenandar
gangan und hent von ällerlvi disk'rirt, von de schlechte Zeite, vom Krieg
und Friede, vom Wetter und was mer sust so schwätze duet. Dui alt Frau
Hot grausig dann und g'fammert, daß der Verdeinst so ring und s'Geld
so rar und d'Leut so bais seiet. „Was haunt ui d'Leut denn Bai's daun?"
haun i se g'frogt. „Was se mir daun hent?" Hot se g'sait; — „o Herr,
loset! i will ui a G'sckucht verzähle und dui ist grundmäßig. Do ist im
letzte Sommer mei Ma z'Eßlinge s'Morgens vorm Haus g'stande und
hot in Kuhstall nei-quckt. „Iergfrieder, sait der Nachher, was fehlt dir?"
„Ach, i mag necks sage, sait er, mei Kuh ist mir fast hin," sait er. „Ha,
was host denn?" sait der Nachher. „Narr, anstatt Milch geit se Bluet."
„So? ha Narr, gang zum Schmidmichel und sags cm no, der kan dir
glei helfe!"
Do ist mei Man zum Schmidmichel ganga, Hot en aber net antroffe
und Hot zu seim Weib g'sait: „wo ist dei Man?" „In der Kelter!" sait
se. „I muß naus zu em!" Hot mei Man g'sait und goht glei wieder furt
zum Schmidmichel naus in d'Kelter. „WaS suchst?" sait der Michel. „Was
i vor mir sieh!" sait mei Man. „Ja was witt denn?" sait der Michel-
„Ach denk dir no , mei Kuh ist mir fast hin; anstatt Milch geit se Bluet."
„So?" sait der Michel; „host am letzte Freitig ebben an ebber ebbes aus-
g'lehnt?" „Io, mein Zuber," sait mei Man. „Laß guet sei!" sait der
Michel; „uf de Mittag will i num komme." — Und do ist er au komm«
und Hot zu mir g'sait i soll de Melkkübel bringe; und wie-n-i-n brocht
hau, Hot er g'sait: i soll nunter sitze und melke. „Narr, hauni g'sait, dees
dur i it; se stampft äls so." „Was stampfst so?" Wart du — du! sait
der Michel und schläht dui Kuh an d'Seit na, daß ich glaubt hau, d'Ripp
brechet-er älle nei. Und do hauni q'molke und der Michel Hot alleweil
ärger zueg'schlage, und gucket: de schönst Milch ischt komme; en ganze
Kübel voll haun i kriegt; 'hätt' Naut daun, i hätt' ausgleert. — Z'letzte
bot der Michel aufg'hairt z'schlage, und ischt fnrtgange. — Am andern
Tag aber Hots g'hoiße, de alt Zieglere lieg im Bett und sei krank; der
Arm sei ihr agschla und se sei ganz blo an der Seit. Seither ischt dui