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unbesetzt geblieben. Ich kann gewissenhaft dasselbe in keine besseren und berufeneren
Hände legen als in die Ihrigen. Darum bitte ich Sie, dasselbe mir und dem Vater¬
lande zuliebe anzunehmen. Möge der Herr uns Ihre unschätzbare Kraft und Ratschläge
auch in dieser Stelle noch lange zum Heile unserer Nation erhalten.
Eine diesbezügliche Ordre werde ich Ihnen noch zugehen lassen.
In treuester Dankbarkeit und Anhänglichkeit verbleibe ich
Ihr
Wohlaffektionierter König
_ Wilhelm.
b) Briefe geschichtlich und literarisch hervorragender
Persönlichkeiten.
1. Martin Luther.
Quellen: Die Schriften v. M. Luthers. Jena 1555. Bd. I. S. 108. Bd. V. S. 30. Th. Kolde,
Analecta Lutherana. Gotha 1883. S. 174. Die Schriften D. M. Luthers. Altenburg 1662.
Bd. VIII. S. 1005.
1. An PH. Mrlanchthorr. 1518. 11. Oktober.
(Zwei Tage vor dem ersten Verhör durch Cajetan.)
Mart. Luth. Phil: Mel: Lalutem.
ES wird allhie nichts newes oder seltzams fürgenommen, allein das jederman in
der gantzen Stad von D. Luther redet, vnd den newen Herostratum zusehen begehrt, der
ein solch gros fewr angezündet hat. Beweise vnd erzeige dich als ein Man, wie du
on das thust, vnd lere die liebe Jugend, (was recht vnd göttlich ist) Ich gehe hin,
mich für euch vnd die liebe Jugent zu opffern, so es dem HErrn gesellet, Ich wil lieber
sterben, vnd ob mirs wol seer schwer wird, ewer gemein: vnd Geselschafft, die mir aus
der Massen lieb vnd tröstlich ist gewesen, in ewigkeit emberen, denn das ich das, so durch
mich recht geleret ist, widerruffen solt, das diesen groben vnuerständigen, ja aller Künsten,
vnd sonderlich göttlicher Lere ergsten Feinden durch mich solt vrsach gegeben werden, das
gute Künste vnd Studia solten untergehen.
WElschland ist in greiffliche, wie vorzeiten Egypten, finsternisse verworffen, also das
sie allzumal von Christo nichts wissen, noch was Christum angehöret, Müssen doch leiden,
das sie über vns herrschen vnd vns leren nach jrer weise, beide glauben vnd gute sitten.
Also wird Gottes zorn vber vns erfüllet, wie der Prophet klaget, Ich wil jnen Jüng¬
linge zu Fürsten geben, vnd Kindische sollen vber sie herrschen. Gehab dich wol, lieber
Philippe, im HErrn, vnd wende ab Gottes zorn durch dein rein vnd brünstig Gebet.
Geben zu Augsburg, Montags nach Dionysij.
Anno M.D. XVIII.
Bruder Mart. Luth.
