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5. Er ruft die Menschen an, die Götter,
sein flehen dringt zu keinem Retter;
wie weit er auch die Stimme schickt,
nichts Lebendes wird hier erblickt.
„So muß ich hier verlassen sterben,
auf fremdem Boden, unbeweint,
durch böser Buben pand verderben,
wo auch kein Rächer mir erscheint!"
6. Und schwer getroffen sinkt er nieder;
da rauscht der Kraniche Gefieder.
Er hört, schon kann er nicht mehr sehn,
die nahen Stimmen furchtbar krähn.
„Bon euch, ihr Kraniche dort oben,
wenn keine andre Stimme spricht,
sei meines Mordes Klag erhoben!"
Er ruft es, und fein Auge bricht.
7. Der nackte Leichnam wird gesunden,
und bald, obgleich entstellt von Munden,
erkennt der Gastsreund in Korinth
die Züge, die ihm teuer sind.
„Und muß ich so dich wiederfinden,
und hoffte mit der sichte Kranz
des Sängers Schläfe zu umwinden,
bestrahlt von seines Ruhmes Glanz!"
8. Und jammernd hören's alle Gäste,
versammelt bei Poseidons Feste:
ganz Griechenland ergreift der Schmerz,
verloren hat ihn jedes perz.
Und stürmend drängt sich zum Prytancn
das Volk; es fordert seine U)ut,
zu rächen des Erschlagnen Manen,
zu sühnen mit des Mörders Blut.
9. Doch wo die Spur, die aus der Menge,
der Völker flutendem Gedränge,
gelocket von der Spiele Pracht,
den schwarzen Täter kenntlich macht?