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stand Mann neben Mann und Fähnlein neben Fähnlein; denn es kam darauf an, 
den Feind in wuchtigem Anprall über den .Haufen zu rennen. Die Landsknechte 
bildeten also einen geschlossenen Haufen, in dem der einzelne Mann eigentlich 
nichts war. Die Masse mußte wirken. Anders dagegen war die Kampfweise der 
Ritter. Hier sprengte Mann gegen Mann; der einzelne Krieger war also alles. 
Eine Wirkung der Masse war ausgeschlossen. — In der Ausbildung der Lands¬ 
knechte haben zwei Männer Großes geleistet, nämlich Maximilian I. und Georg 
von Fruudsberg, der als „Vater der Landsknechte" berühmt geworden ist. 
Nach dem Kriege wurden dann die Söldner gewöhnlich entlassen; die Bauern¬ 
burschen kamen zurück in ihr Dorf und erzählten dann in der Schenke von ihren 
Heldentaten, die sie in fremden Ländern verrichtet hatten. 
3. Maximilian als Begründer der fpanisch-habsburgischen Weltmacht. 
Kaiser Maximilian vermählte seinen Sohn Philipp mit Johanna, der 
Erbin von Spanien. Nach dem Tode König Ferdinands bestieg der Habsburger den 
spanischen Thron. Seine beiden Söhne hießen Karl und Ferdinand. Karl erhielt 
später als Kaiser alle Länder, so daß er über Spanien, die Niederlande, Böhmen, 
Ungarn und die österreichischen Erbländer herrschte. Da auch das entdeckte Amerika 
zu seinem Besitze gehörte, konnte er die Behauptung aufstellen, daß in feinem Lande 
die Sonne nicht unterginge. 
21. Die wichtigsten Erfindungen des Mittelalters. 
1. Das Erfinden der Schießwaffen. 
Das Schießpulver ist eine Mischung aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle. 
Jedenfalls ist es von den Chinesen erfunden worden. Die Araber brachten es 
höchstwahrscheinlich nach Europa. In Deutschland war es schon während des früheren 
Mittelalters bekannt. Aus der Zeit der Hohenstaufen haben uns Schriftsteller 
richtige Pulverrezepte aufbewahrt. Demnach ist das Schießpulver keine Erfindung 
des Mittelalters; die eigentliche Erfindung besteht vielmehr in der Verwendung 
des Pulvers zum Schleudern von Geschossen. Es läßt sich nicht mehr feststellen, 
wer zuerst auf diesen Gedanken gekommen ist. In Deutschland war es wahrscheinlich 
der Mönch Bertold, der im Klostergefängnis zu Freiburg im Breisgau gestorben 
ist. Die ersten Geschütze waren unförmlich; ihre Beweglichkeit und ihre Treff¬ 
sicherheit waren anfangs sehr gering. Es waren Mörser, die haupt¬ 
sächlich bei der Belagerung von Burgen und Städten angewandt wurden. In 
der Schlacht suchte man später leichtere Geschütze zu verwenden; sie wurden Feld- 
schlangen genannt. Ihr Nutzen war ebenfalls nur sehr gering; sie hatten einen 
zylindrischen, glatten Lauf, wurden von vorn geladen und von außen entzündet. War 
das Pulver auf der Pfanne feucht, so ging der Schuß nicht los. Endlich stellte man 
auch Handfeuerwaffen her. Sie wurden Hakenbüchsen genannt und stimmten 
mit den Feldschlangen in dem Laufe, in der Ladung und in der Entzündung 
überein. Auch sie hatten anfangs nur wenig Bedeutung; bei den Landsknechten 
gab es nur wenige Schützen im Fähnlein, und im Dreißigjährigen Kriege hatte
	        
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