VI. Aus dem Menschenleben.
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2. Früh übt sich, was ein Meister werden will. F. Schiller.
3. Nichts ist so elend als ein Mann,
der alles will und der nichts kann. M. Claudius.
4. Thu’, was jeder loben müsste,
wenn die ganze Welt es wüsste;
thu’ es, dass es niemand weiss,
und gedoppelt ist der Preis. F. Rückert.
5. Thu’, was du für recht hältst, wenn du auch deswegen nicht öffentlich gelobt
würdest; denn die Welt ist ein schlechter Richter über gute Thaten.
M. Claudius.
6. Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen,
das andre wird sich von selber machen. w. Goethe.
7. Gebraucht der Zeit, sie geht so schnell von hinnen;
doch Ordnung lehrt uns Zeit gewinnen. w. Goethe.
8. Ohn’ Ordnung kann kein Haus bestehn;
ohn’ Ordnung müsst’ die Welt vergehn.
Hältst Ordnung du, hält Ordnung dich
mit guten Geistern hinter sich. K. Harms.
9. Am Abend wird man klug für den vergang’nen Tag;
doch niemals klug genug für den, der kommen mag. F. Rückert.
10. Des Morgens fasse gute Entschlüsse und am Abend prüfe deinen Wandel! Freude
wird jedesmal dein Abendbrot sein, wenn du den Tag nützlich zugebracht hast.
Thomas von Kempen.
11. Prahl’ nicht heute: Morgen will
dieses oder das ich thun;
schweige doch bis morgen still;
sage dann: Das that ich nun! F. Rückert.
12. Ein unnütz Leben ist ein früher Tod. W. Goethe.
197. Wert der Zeit.
#s giebt Leute, die den Wert des Geldes erst schätzen, wenn sie damit zu
Ende sind, und viele machen es ebenso mit der Zeit. Man läßt die
Stunden unbenutzt vorüberfliegen, und erst wenn das Leben rasch zu schwinden
beginnt, gedenkt man der Pflicht, sie weiser zu benutzen. Aber Lässigkeit und
Müßiggang können schon zur festen Gewohnheit geworden sein, und man ist
außer stände, die Bande zu zerbrechen, mit denen man sich gefesselt hat.
Verlorener Wohlstand kann durch Fleiß, verlorene Gesundheit durch Mäßig¬
keit und Arzneien, Mangel an Kenntnissen durch Studium ersetzt werden, ver¬
lorene Zeit aber durch nichts; sie ist auf immer verloren.
Pünktlichkeit ist die Pflicht jedes anständigen Mannes und die Zwangs¬
pflicht des Geschäftsmannes. Durch nichts wird das Vertrauen rascher erweckt
als durch die Ausübung dieser Tugend, und durch nichts wird es leichter er¬
schüttert, als wenn sie mangelt. Wer seine Verabredungen pünktlich innehält
und niemand warten läßt, zeigt, daß er Achtung vor des andern Zeit wie
vor seiner eigenen hat. Die Pünktlichkeit ist eine Art Gewissenhaftigkeit, denn
eine Verabredung ist ein ausdrücklicher oder stillschweigender Vertrag; und