IV. Im Iahrrslauf.
1. Und dräut der Winter noch
so sehr
mit trotzigen Gebärden,
und streut er Eis und Schnee
umher,
es muß doch Frühling werden!
2. Und drängen die Nebel noch
so dicht
sich vor den Blick der Sonne,
sie wecket doch mit ihrem
Licht
einmal die Welt zur Wonne.
3. Blast nur, ihr Stürme, blast
mit Macht!
Mir soll darob nicht bangen;
auf leisen Sohlen über Nacht
kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend
auf,
weiß nicht, wie ihr geschehen,
und lacht in den sonnigen Him¬
mel hinauf
und möchte vor Lust vergehen.
5. Sie flicht sich blühende
Kränze ins Haar
und schmückt sich mit Rosen
und Ähren
und läßt die Brünnlein rieseln klar,
als wären es Freudenzähren.
6. Drum still! Und wie es
frieren mag,
o Herz, gib dich zufrieden!
Es ist ein großer Maientag
der ganzen Welt beschieden!
108. Frühlingshoffnung.
4.
7. Und wenn dir auch oft bangt und graut,
als sei die Höh’ auf Erden, —
nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden! Emanuei Geibel.
109. Frühlings Auferstehung.
Vom Eise befreit sind Strom und
Bäche
durch des Frühlings holden, beleben¬
den Blick;
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorther sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes;
überall regt sich Bildung und
Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.