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oft von ganzen Rudeln von Wölfen angefallen, die den Herden¬
besitzer in einer einzigen Nacht zum armen Manne machen können.
Wenn der Sommer naht, so hält es das Renntier nicht mehr
in der Ebene aus, sondern sucht im Gebirge die frische, stärkende
Alpenluft auf. Doch weniger vor der Hitze flieht es als vor den
grimmigen, blutgierigen Feinden aus der Insektenwelt. Fortwährend
umschwirren die Renntierbremsen, die man auch Dasselfliegen
nennt, das gequälte Tier. Wohl sucht es pfeilschnell seinen
Peinigern zu entgehen; doch die Dassel setzt sich ihm auf den
Rücken oder in die Nasenlöcher und legt in das weiche Fleisch
des Tieres ihre Eier. Die aus dem Ei auskriechenden großen
Maden bereiten dem Tier entsetzliche Qualen. Der Mensch ist
gezwungen, seinen Tieren, die zum Schutze gegen die Dasselfliege
den ewigen Schnee der Gebirge aufsuchen, zu folgen und so ein
stetes Wanderleben zu führen. Von der Weide werden die Renn¬
tierkühe mit einer Wurfleine eingefangen und, da sie sich nicht
gutwillig melken lassen, während des Melkens festgehalten.
Die wilden Renntiere machen alljährlich meist viel größere Wan¬
derungen als die gezähmten. Dabei scharen sie sich zu großen Herden
von zwei- bis dreihundert Stück zusammen. Auf der Wanderung treffen
bald mehrere Herden zusammen, so daß der ungeheure Zug wan¬
dernder Renntiere oft eine Breite von mehreren Meilen einnimmt.
121. 6Ufantenfang in Indien. von Otto ebUrs.
An indischen Fürstenhöfen. II. Band. 5. Ausl. Berlin 1898. 8. 22.
Cs war fast noch finster, als der Direktor der indischen Behörde für
Elefantenfang in aller Frühe in mein Häuschen trat und mich mit
der Nachricht erfreute, daß eine zwölf Haupt starke Herde wilder Elefanten
gefunden fei. Es war bereits Befehl erteilt, daß die Treiber zur Ein¬
schließung der Herde abmarschieren sollten.
Kurz darauf folgten wir mit vierzig zahmen Elefanten, die mit
Zelten, Lebensmitteln, Ketten, Tauen und Stricken schwer beladen waren.
Zehn Zentner sind in der Ebene für einen Elefanten eine Last, mit der
er bequem bei gutem Futter täglich 24—32 Kilometer zu marschieren
vermag, wenn er nach drei Arbeitstagen einen Rasttag erhält.
Am folgenden Nachmittag langten wir bei der eingeschlossenen Herde
an. Sie war in einem Umkreise von fast zehn Kilometern umstellt.
Alle 30—50 Schritt waren kleine Bambus- oder Laubhütten errichtet,
in denen je zwei Leute Wache hielten. Der Elefant ist scheu und furcht-