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desselben. Der Papierstoff ist in Gebrauch bei dem Bandagisten,
welcher künstliche Glieder aus seiner Masse macht, bei dem Verfer¬
tiger von Fernrohren, bei dem Schuhmacher, dem Sattler, dem Hut¬
macher, dem Verfertiger von lackierten Waren, in der Porzellanmanu¬
faktur, im Wagenbau — selbst zu Möbeln ist er verwendbar. Auch
werden Teile von Puppen daraus gefertigt; dann wieder macht man
Schüfe davon und Theekannen, sowie Fässer, die mit Theer präpariert,
von grosser Haltbarkeit sind, und vieles andere, was nicht alles an¬
geführt werden kann. Und damit ist noch gar nicht das grösste und
wichtigste Gebiet berührt, für welches das Papier ein unentbehrliches
Material geworden ist, — dasjenige der Schrift und der vervielfäl¬
tigenden Künste. Welche enorme Zahl von Briefen, Zirkularen,
Zeitungen, Prospekten, Anzeigen, Rechnungen und Wechseln werden
täglich in den Verkehr gebracht und jedes Exemplar bedarf eines
Blattes Papier. Photographie, Lithographie, Holzschneiderei und
Kupferstecherei, und wie die graphischen Künste alle heissen mögen
— ohne das Papier wären sie nicht. Mit papiernen Tapeten bekleiden
wir unsere Mauern, ja wir fangen in der That an, uns selbst mit
Papier zu bekleiden. Und dazu die Legion der Bücher, welche all¬
jährlich gedruckt werden! Darum sagt man mit Recht: Wir leben im
papiernen Zeitalter!
Schon bei den ältesten Völkern machte sich das Bedürfnis geltend,
durch Bilder und Zeichen die Erinnerung an bestimmte Thatsachen
festzuhalten. Ihre Art der Aufzeichnung unterscheidet sich in ihren
ersten Anfängen von unserer Schreibweise äusserlich dadurch, dass
die Erhaltung ihrer Überlieferungen von der Dauerhaftigkeit ihrer
Schreibstoffe abhing. Sie bedienten sich der dauerhaftesten Materialien,
während wir unsere Schriften gerade dem gebrechlichsten Material,
dem Papier, anvertrauen. Aber die Herstellung einer grossen Menge
gleicher Exemplare bietet uns dafür eine ziemlich sichere Gewähr, dass
wenigstens einige davon sich bis in spätere Zeiten erhalten werden.
Übrigens meissein auch wir nach Umständen, ganz wie die Alten,
Inschriften in Steinplatten, Säulen, Felswände, schreiben auf Holz,
Schiefer und Blech, lassen Gebäudegiebel und Mauern reden; nur dass
diese Schreibweise, die man die monumentale nennen kann. im Alter¬
tum zu ausgedehnterer Anwendung kam.
So sind die Trümmer von Babylon und die assyrischen Ruinen
bedeckt mit Inschriften, und welche Menge von Bildern und Hiero¬
glyphen die ägyptischen Altertümer aufweisen, ist bekannt. Die Bibel