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Noch einmal steigen die verklärten Schatten 
an deiner Bahre rührend uns herauf: 
Die Lichtgestalt des rnhmgekrönten Gatten, 
dem du verschönt den strengen Heldenlauf; 
der tapfre Sohn voll milder Huld und Güte, 
der ritterlich den Kelch der Leiden trank; 
der Enkel, der, in reiner Jugendblüte, 
vom Sturm geknickt aufs Totenlager sank. 
Du warst gebenedeit vor tausend Frauen 
und warst geprüft in namenlosem Weh. 
Als Jubelbraut im goldnen Kranz zu schauen 
iiitb auch als Schmerzensmutter Niobe; 
ein fürstlich Bild an deines Helden Arme, 
als noch dein Weg mit Rosen war besät, 
doch größer noch in deinem Witwenharme, 
in deines Schmerzes stiller Majestät. 
Und doch — du hieltst im segensreichen Walten 
als tapfre Frau treu bis zum Ende aus! 
Hin sank der Leib, der Geist hat standgehalten, 
wie's Pflicht unb Brauch im Hohenzollernhaus, 
bis du die greise Heldentafelrunde 
zum letztenmal an deinem Tisch begrüßt, 
zum letztenmal dem frommen Schwesternbnnde 
den ernsten Dienst mit holdem Wort versüßt! 
Die Glocken tönen. Zeuch denn hin in Friede», 
das Banner mit dem roten Kreuz voran; 
Barmherzigkeit sei ewig dir beschieden, 
dieweil du hier Barmherzigkeit gethan. 
Zeuch hin und melde den verklärten Lieben, 
daß ihrer fromm ein dankbar Volk gedenkt, 
und daß das Reich bis heute stark geblieben, 
vom Enkel fest wie einst vom Ahn gelenkt. 
138. Cita mors mit. 
(Emanuel Geibel.) 
Der schnellste Reiter ist der Tod, 
er überreitet das Morgenrot, 
des Wetters rasches Blitzen;
	        
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