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Sink' an deiner Völker Herzen, 
dn im tiefsten Leid Verlorner, 
dn zum Martyrium Erkorner, 
auszubluten deine Schmerzen. 
Herr und König, schau' nach oben, 
wo sie leuchtet gleich den Sternen, 
wo in Himmels weiten Fernen 
alle Heilige sie loben. 
18. Ans Schleiermachers Gedcichtnispredigt auf die 
Königin Luise. 
(Gehalten am 5. August 1810. — Schluß.) 
Unsere vollendete Königin nahm eine erhabene Stellung ein in diesem 
Leben, und wir wissen, wie innig sie, ohne jemals die Grenzen zu über¬ 
schreiten, die auch für jene Höhen der Unterschied des Geschlechtes feststellt, 
Anteil genommen hat an allen großen Begebenheiten, wie sie sich eben durch 
die Liebe zu ihrem königlichen Gemahl, durch die mütterliche Sorge für die 
teuren Kinder alles angeeignet hat, was das Vaterland betraf; wie lebendig 
sie immer erfüllt war von den.-ewig herrlichen Bildern des Rechtes und der 
Ehre; wie begeisternd ihr Bild und ihr Name, eine köstlichere Fahne, als 
welche die königlichen Hände verfertigt hatten, den Heeren im Kampfe voran¬ 
ging. Wir wissen, wie ihre Anmut und Würde auch die schwereren Hand¬ 
lungen der Ergebung und Entsagung zu adeln und zu verschönern vermochte. 
Aber in dem allen war auch sie nicht die Herrin ihrer Thaten, der Erfolg 
stand nicht in ihrer Hand, und wir wissen, wie wenig von dem, was sie 
sehnlich wünschte, in Erfüllung gegangen ist. Sollten wir aber deswegen 
ihre Wirksamkeit für gering halten? Nein! Wollen wir diese ihrem Umfang 
nach schätzen, so laßt uns auch dahin sehen, wo wir sie gesondert von allem 
fremden betrachten können. Jene innere stille Wirksamkeit des Gemütes, die 
sie ausgeübt hat ans den König, ihren Gemahl, stärkend, beruhigend, er¬ 
heiternd, im häuslichen Kreise ein Glück bereitend, zu dem er immer sicher 
zurückkehren konnte; ein Bild innerer Schönheit darstellend, vor welchem alles 
andre verschwand; die Wirksamkeit, die sie ausgeübt hat, ans jene schönen 
Hoffnungen besserer Zeiten, ihren köstlichsten Nachlaß; einpflanzend eben jenes 
Bild in die Gemüter der königlichen Kinder, welches sie auf immer festhalten 
wird bei dem Guten und Schönen und sie bewahren vor allem, was der 
vollendeten Mutter unwürdig sein könnte. Und von diesem innersten Heilig¬ 
tum aus, wie weit hat sich dieselbe Wirksamkeit verbreitet über alle, die ihr 
nahten, die ihr in Liebe und Verehrung angehörten! Darauf laßt uns sehen, 
so werden wir bezeugen müssen, wieviel sie gewirkt hat, und Gott preisen 
mitten in Schmerz und Trauer für den Reichtum seiner Gnade. Und von 
dieser Wirksamkeit mehr als von jeder scheinbar größeren gilt, was in den
	        
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