Full text: Erbauliches und Beschauliches (Teil 1, [Schülerbd.])

34 37. Der fechtende Handwerksbursche. — 38. Der brave Mann. 
steht Joseph, wenn Jhrl ihn kennt. Eine solche Arznei hätt' 
ich Euch nicht verschreiben können." Da that die Frau einen 
Blick gegey den Himmel und konnte nichts sagen vor Dankbar¬ 
keit und Rührung, und das Geld wurde hernach richtig und 
ohne Anstand von dem Zahlamte ansgezahlt, und der Doktor 
verordnete ihr einen Trank; und durch die gute Arznei und 
durch die gute Pstege, die sie sich verschaffen konnte, stand sie 
in wenigen Tagen wieder auf gesunden Beinen. Also hat der 
Doktor die kranke Frau geheilt und der Kaiser die arme. 
37. Der fechtende Handwerksbursche. 
Jur August des Jahres 1804 stand in der Stadt Auklam 
in Pommern ein reisender Handwerksbursche an einer Stnben- 
thür und bat um einen Zehrpfennig. Da sich niemand sehen 
ließ, öffnete er leise die Thür und trat in das Zimmer. Als 
aber eine arme, kranke Frau auf seine Bitte um eine Gabe 
sagte, sie sei selber arm, ging er wieder hinaus. 
Lieber Leser, denke nicht, der hat's darauf ankommen lassen, 
ob jemand in der Stube ist, hat seinen Zehrpfennig selber 
nehmen wollen; sonst mußt du dich schämen und in deinem 
Herzen einem edlen Menschen Abbitte thun. Denn der Hand¬ 
werksbursche kam nach einiger Zeit wieder. Die Frau rief 
ihm zwar entgegen: „Mein Gott, ich kann Euch ja nichts geben! 
Ich lebe selbst von anderer Menschen Milde und bin jetzt krank." 
Allein der edle Jüngling dachte bei sich selber: „Eben des¬ 
wegen." Anständig und freundlich trat er an den Tisch, legte 
aus beiden Taschen viel Brot darauf, das er gesammelt hatte, 
und viele auf gleiche Weise erworbene kleine Geldstücke. „Das 
ist für Euch, arme kranke Frau," sagte er lächelnd, ging und 
zog leise die Stubenthür zu.. 
Den Namen des fronimen Jünglings aber hat ein Engel 
im Himmel für ein anderes Mal aufgeschrieben; ich kann nicht 
sagen, wie er heißt. 
38. Der brave Mann. 
Einst im Frühjahr war das Wasser der Etsch so ange¬ 
schwollen, dass sie die Brücken ah riss und alles mit ihren 
Fluten bedeckte. Eine alte Brücke hatte sie schon teil¬ 
weise hinweggefegt; nur ein Joch davon stand noch mitten 
im Strom, darauf ein Häuslein, aus dem ein Zöllner mit seiner
	        
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