Full text: Erbauliches und Beschauliches (Teil 1, [Schülerbd.])

176. Der Morgen im Walde. — 177. Abendlied. 135 
oder ins Feld, um ihr Frühstück zu suchen. Auf den 
Wiesen und Feldern glänzen Millionen von Tautropfen 
wie kostbare Edelsteine. Was gestern dürre war, ist 
heute erfrischt; die Menschen, gestern müde und schläfrig, 
sind jetzt gestärkt und gehen munter an die Arbeit. 
Nur die Trägen können sich den Armen des Schlafes 
nicht entwinden. 
176. Der Morgen im Walde. 
Ein sanfter Morgenwind durchzieht 
Des Forstes grüne Hallen; 
Hell wirbelt der Vögel muntres Lied; 
Die jungen Birken wallen. 
2. Das Eichhorn schwingt sich von Baum zu Baum; 
Das Reh schlüpft durch die Büsche; 
viel hundert Käfer im schattigen Raum 
Erfreu'n sich der Morgenfrische. 
3. Und wie ich so schreit' im luftigen Wald 
Und alle Bäume erklingen, 
Um mich her alles singet und schallt: 
wie sollt' ich allein nicht singen? 
H. Ich singe mit starkem, freudigem Laut 
Dem, der die Wälder säet, 
Der droben die duftige Kuppel gebaut 
Und wärm' und Kühlung wehet. 
177. Abendlied. 
1. Der Mond ist aufgegangen; 
Die goldnen Sternlein prangen 
Am Himmel hell und Mar; 
Der Wald steht schwarz und 
schweiget, 
Und aus den Wiesen steiget 
Der weisse Nebel wunderbar. 
2. Wie ist die Welt so stille 
Und in der Dämmrung Hülle 
So traulich und so hold, 
Als eine stille Kammer, 
Wo ihr des Tages Jammer 
Verschlafen und vergessen sollt! 
3. Seht ihr den Mond dort stehen? 
Er ist nur halb zu sehen 
Und ist doch rund und schön: 
So sind wohl manche Sachen, 
Die ivir getrost belachen, 
Weil uns're Augen sie nicht sehn. 
4. Wir stolzen Menschenkinder 
Sind doch recht arme Sünder 
Und wissen gar nicht viel; 
Wir spinnen Luftgespinste 
Und suchen viele Künste 
Und kommen weiter von dem 
Ziel.
	        
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