180. Abendgedanken.
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3. Die Taube fliegt zum Schlage;
DasHuhnschläft schon im Stall;
Ein Sternlein seh ich blinken,
Und still wird's überall!
4. Das Vöglein in dem Walde
Schlüpft müde in sein Nest;
Das Kindlein in der Wiegen,
Das schläft schon süss und fest.
5. Der Abend ist gekommen;
Das Glöcklein ruft zur Kuh,
Und alles nah und ferne
Schliefst müd’ die Augen zu.
6. Nur Gott, der treue Hüter,
Der schläft und schlummert nicht;
Sein Aug’ ist nie geschlossen,
Ist ewig wach und licht.
7. Er sendet tausend Engel
Wohl in der späten Nacht;
Die halten bei den Frommen
Auf Erden treue Wacht.
8. Sie decken mit den Flügeln
Die Kindlein schützend zu;
Sie singen holde Träume
Und geben sü/se Buhl
180. Abendgedanken.
1. Es ziehn der Sonne Blicke
Mit ihrem Hellen Strich
Sich nach und nach zurücke;
Die Luft verfinstert sich;
Der dunkle Mond erleuchtet
Uns mit erborgtem Schein;
Der Tau, der alles feuchtet,
Dringt in die Erde ein.
2. Das Wild in wüsten Wäldern
Geht hungrig auf den Raub;
Das Vieh in stillen Feldern
Sucht Ruh in Busch und Laub;
Der Mensch, von schweren Lasten
Der Arbeit unterdrückt,
Begehret auszurasten,
Steht schläfrig und gebückt.
3. Der Winde Ungeheuer
Stürmt auf die Häuser an,
Wo ein verschloss'nes Feuer
Sich kaum erhalten kann.
Wenn sich die Nebel senken,
Verliert man alle Spur;
Der Regen Ström' ertränken
Der flachen Felder Flur.
4. Da fällt man billig nieder
Vor Gottes Majestät
Und übergibt ihm wieder,
Was man von ihm empfäht:
Die ganze Kraft der Sinnen
Senkt sich in den hinein,
Durch welchen sie beginnen,
Und dem sie eigen sein.
5. Das heißt den Tag vollenden;
Das heißt sich wohl gelegt;
Man ruht in dessen Händen,
Der alles hebt und trägt.
Die Himmel mögen zittern,
Daß unsre Veste kracht,
Die Elemente wittern:
So sind wir wohl bewacht.