Contents: Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage

durch Zauberkraft der Zwerge war es stärker als Eisen. 
Mit diesem Bande gelang es den Göttern, das Ungeheuer zu 
fesseln und unter einem großen Felsen zu befestigen, wo es 
bis zum Weltuntergänge liegen muß. Dem Gotte Tyr aber 
biß der Fenriswolf, als man ihn fesselte, die rechte Hand 
ab, und von der Zeit an wurde er der Einhändige genannt. 
So waren die drei Feinde der Götter unschädlich ge¬ 
macht, und in Asenheim war wieder Ruhe und Friede. Aber 
einer war noch da, und das war der schlimmste von allen Feinden, 
der wußte sich die Freundschaft der Äsen auch fernerhin durch 
List und Heuchelei zu erhalten; das war Loki, der Böse, 
und von ihm kam, wie wir gleich sehen werden, ein großes 
Unglück über das Asenreich. 
7. Valdur, der Kule. 
Nachdem Allvater die drei gräßlichen Ungeheuer des 
Loki aus Asenheim verbannt hatte, war dadurch zwar die Ruhe 
wiederhergestellt, aber es schien doch noch immer eine geheime 
Angst auf den Göttern zu liegen. Odin hatte wegen der 
Ungeheuer zu den Schicksalsgöttinnen, den Nornen, gesandt 
und sie befragt. Die saßen an dem Urdsbrunnen, am Fuße 
der Weltesche Iggdrasil und sahen die Zukunft ebenso klar, 
wie Götter und Menschen die Gegenwart. Der Ausspruch 
der Göttinnen war schrecklich: Odin's Welt, hieß es, werde 
durch die drei Ungeheuer ihren Untergang finden. Die Mid¬ 
gardschlange werde die Erde zerdrücken uuti zermalmen, der 
Fenriswolf werde den Himmel verschlingen, Hela werde 
alles in die Fluten des Meeres hinabziehen und, Götter, 
Riesen und Menschen würden in den unendlichen Abgrund, 
in das Nichts, hinabgerissen werden. Dies alles sollte aber 
erst dann geschehen, wenn der schönste, beste und edelste
	        
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