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dem Gefängnisse entlassen. Seine Leiden hatten ihm das Haar ge¬
bleicht, doch nicht den Muth gebrochen. Als er in Marburg erschien,
eilten die gerade in der Kirche versammelten Bürger heraus ihm ent¬
gegen und folgten ihm in den Dom St. Martin, wo er vor dem
Grabmahl seiner Gemahlin knieend sein Gebet verrichtete. Ganz
Hessenland freute sich über die Rückkehr seines geliebten Fürsten.
3. Georg I-, der erste Landgraf von Hessen-Darmst'adt.
Philipp der Großmüthige hat vor seinem Tode (f 1567) ange¬
ordnet, daß nach ihm seine 4 Söhne das Hessenland theilen sollten.
Wilhelm bekam Niederhessen mit der Hauptstadt Kassel, Lud¬
wig Oberhessen mit Marburg, Philipp Nieder-Katzenellenbogen
mit Rheinfels und Georg Ober-Katzenellenbogen mit Darmstadt.
Georg!., auch der Fromme genannt, nahm seinen Sitz zu
Darmstadt. Er baute das jetzt noch stehende Großherzogliche Schloß,
welches im Kriege vorher zerstört worden war.
Unter ihm wurde auch der so wohlthätige Landgraben angelegt.
Derselbe führt in vielen Krümmungen von Zwingenberg an der Berg¬
straße bis nach Trebur zum Rheine hin und leitet das Wasser aus
den niederen Sumpfgegenden des Riedes in den Rheinstrom. So sehen
wir jetzt das frühere Neckarbett—denn der Neckar floß bis zum Jahr
369 von Ladenburg längs der Bergstraße herab bis nach Trebur
zum Rhein — und die Wald- und Sumpfgegenden in herrliche
Fruchtfelder verwandelt. —
Gerne betrachten wir das Standbild dieses Fürsten, sowie das
seines Vaters, welche 1853 auf dem freien Platze vor dem Herrn¬
garten in Darmstadt aufgestellt wurden.
4. Etwas aus dem früheren Volksleben,
a. Das Nitterwesen.
In früheren Zeiten hatte man im Kriege weder Flinten noch
Kanonen, weil erst um 1350 das Schießpulver in Gebrauch kam.
Man kämpfte meistens zu Pferd mit Lanzen und Schwert, und kör¬
perliche Stärke und Geschwindigkeit gaben den Sieg. Um sich vor
den Lanzenstichen und Schwerthieben des Gegners zu schützen, legte
man eine glänzende Stahl-Rüstung au. Die Klappe, welche das
Gesicht bedeckte, nannte man „Visir" und konnte über den Kopf zu«
rückgelegt werden. Die Herren in ihren prächtigen Rüstungen nannte
man Ritter. Fehlte es an Krieg und Fehde, so hielt man ein Tur¬
nier oder Ritterspiel ab. Aus einem freien Platze kämpfte Mann
gegen Mann, und wer Sieger sein wollte, mußte seinen Gegner durch
einen Lanzenstoß aus den: Sattel werfen. Indessen gab's einmal