II. Märchen und Sagen
80. Hans int Glücke.
1.
(ßkslii§ hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu
ihm: „Herr, meine Zeit ist herum; nun wollte ich gern wieder
heim zu meiner Mutter; gebt mir meinen Lohn!" Der Herr ant¬
wortete: „Du hast mir treu und ehrlich gedient; wie der Dienst war,
so soll der Lohn sein," und gab ihm ein Stück Gold, das so groß wie
Hansens Kopf war. Hans zog sein Tüchlein aus der Tasche, wickelte
tu'ii Klumpen hinein, setzte ihn auf die Schulter und inachte sich auf
den Weg nach Hause.
Wie er so dahinging und immer ein Bein vor das andere setzte,
kam ihm ein Reiter in die Augen, der frisch und fröhlich auf einem
muntern Pferde vorbeitrabte. „Ach," sprach Hans ganz laut, „was
ist das Reiten für ein schönes Ding! Da sitzt einer wie auf einem
Stuhle, stößt sich an keinen Stein, spart die Schuhe und kommt fort,
er weiß nicht wie." Der Reiter, der das gehört hatte, hielt ihn an
und rief: „Ei, Hans, warum läufst du auch zu Fuß?"
„Ich muß wohl," antwortete er, „da habe ich einen Klumpen
heimzutragen; es ist zwar Gold, aber ich kann den Kopf dabei nicht
gerade halten, auch drückt mir's auf die Schulter."
„Weißt du was?" sagte der. Reiter, „wir wollen tauschen; ich
gebe dir mein Pferd, und du gibst mir deinen Klumpen." „Bon
Herzen gern," sprach Hans; „aber ich sage Euch, Ihr müßt Euch
damit schleppen." Der Reiter stieg ab, nahm das Gold und half dem
.Hans hinauf, gab ihm die Zügel fest in die Hände und sprach : „Wenn's
nun recht geschwind soll gehen, so mußt du mit der Zunge schnalzen
und hopp, hopp! rufen."
2.
Hans war seelensroh, als er aus dem Pferde saß und so frank
und frei dahin ritt. Über ein Weilchen fiel es ihm ein, es sollte noch
schneller gehen, und er sing an, mit der Zunge zu schnalzen und