Cäcilie klatscht in die Hände: „Er ist aufgewacht! Er ist
aufgewacht! Sieh, sieh!" Mit allen Beinen zappelnd sucht das
Tier auf die Füße zu gelangen; es gelingt ihm nach vielen ver¬
geblichen Mühen. „Laß ihn nicht fortfliegen, halt ihn, halt ihn!"
rufen die beiden kleinen Mädchen. Der Knabe deckt schnell die
andre Hand auf den Käfer, aber vergeblich! Zwischen den kleinen
Fingern durch drängt sich das Tier.
„Da ist er!" jubelt Käthchen. „O seht, was für große,
schwarze Augen er hat! Jetzt laß ihn, Max! Bitte, bitte!"
„Er zählt! Er zählt!" ruft Cäcilie. — „Eins, zwei, drei —
Maikäfer, flieg,
dein Vater ist im Krieg."
„Jetzt geht er!" ruft Max. „Nein, noch nicht, aber gleich,
seht, wie er mit dem Kopfe nickt."
„Wenn ihn nur kein Sperling fängt! Da-surr!"
Der Käfer entfaltet die Flügel und summt im Bogen hinauf
in die Frühlingsluft, den grünenden Zweigen des Kastanien-
* baumes zu. Ein Angstruf entringt sich allen drei Kindern, der
Knabe greift nach einem Stein. Ein hungriger Spatz schießt,
ehe das Tierlein die schützenden Zweige erreicht hat, unter dem
Baume durch und erfaßt über den Lockenköpfen der Kleinen den
Maikäfer und trügt ihn blitzschnell mit sich fort. „Bösewicht!"
ruft der Knabe und wirft seinen Stein dem Räuber und Mörder
nach. „Kirschendieb! Galgendieb! Ach, der arme Maikäfer!"
„Ach, der arme Maikäfer!" klagt die kleine Cäcilie, und
traurig singt Käthchen:
„Deine Mutter ist in Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt."
31. Maikäker, Nieg! von IuU«s si«rm.
Kinderlieder. Nürnberg o. J. 8. 12.
VYY^cttMfer, flieg!
JJ l Dein Vater ist im Krieg,
deine Mutter ist im Pommerland,
Pommerland ist abgebrannt,
Maikäfer, flieg!"