Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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Der Frühlingswind fegt durch die Fluren geschwind 
und säuselt und flüstert ganz leise und lind; 
„Wach auf, du herziges Veilchen!“ 
Da regt und bewegt sich das schlummernde Kind 
und lispelt: „Schön’ Dank dir, du gütiger Wind! — 
Ich komme! — Nur noch ein Weilchen! 
Noch ist es da draußen so rauh und so kalt! 
Mir graut vor des scheidenden Winters Gewalt! 
Ich guckte durchs Fenster hinaus auf den Rain 
und sah nichts und hörte kein Liedchen im Hain! — 
Erscheint auf den Fluren der liebliche Mai, 
dann magst du mich wecken, dann bin ich dabei!“ 
So sprach wie im Traume das Veilchen 
und schwieg dann und schlief noch ein Weilchen. 
27. Der ißau Von Wilhelm Curtman. 
Lesebuch für die Stufe der Anschauung. 7. Aufl. Gießen 1877. 8. 17. 
eange genug hat uns der April geneckt; bald wehte der Wind, bald 
war es gelinde; soeben schien noch die Sonne heiter, dann ward der 
Himmel trübe, Schnee und Regen wechselten hänsig. Nun ist der Mai ge¬ 
kommen, und alles ist schön, heiter und fröhlich durch ihn. Die Wiese zieht 
ihr frisches, grünes Kleid an, der Garten schmückt sich mit Blumen. Die 
Knospen tun sich auf, die Blätter brechen hervor an allen Zweigen. 
Die Bäume blühen in Fülle, weiß und rötlich, und zwischen den Blüten 
steht das frische Grün. Die Blumen der Flur zeigen mancherlei Farben. 
Kaum kannst du dich satt sehen an der Pracht der Wiesen, Wälder und 
Felder. Auch auf den Äckern sangen alle Arten von Pflanzen an zu 
wachsen. Alles verspricht eine reiche Ernte. Darum siehst du dort den 
Landmann aus seinem Acker und seinen Wiesen, hier den Gärtner durch 
seinen Garten mit Freuden schreiten. Die Weinreben bekleiden die 
dürren Pfähle mit ihren breiten Blättern. Im Wasser schwimmt munter 
die Schar der Fische. Die Lust ist heiter und rein, die Vögel hüpfen 
und stiegen von Zweig zu Zweig. Es ist ihnen wohl, sie singen und 
zwitschern gar lustig zwischen den Blättern im grünen Walde und aus 
den fruchtbaren Bäumen ihr Lied. Auch uns Kindern ist wohl, weil 
wir ins Freie hinauseilen können. Mit frohem Herzen spielen wir unsere 
muntern Spiele. Nun laßt uns fröhlich sein und dankbar der Gaben 
Gottes uns erfreuen!
	        
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