Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

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auf einem glatten Blatte; das schwankt und wankt; — der Frosch aber 
fällt nicht herab, sondern verspeist seine Mücke mit großem Behagen. 
Wie geht es aber zu, daß der Laubfrosch nicht vom Baume 
herabfällt? Er hat vorn zwei kleine Beine und hinten zwei große. 
An den Vorderbeinen hat er je vier Zehen, an jedem Hinterbeine 
fünf; das sind zusammen achtzehn. An jeder Zehe ist eine kleine 
Saugscheibe. Drückt der Frosch diese gegen eine glatte Fläche, 
so heftet er sich damit an. Er macht die Haftscheibe inwendig 
ein wenig hohl; sie ähnelt dann etwa einem Fingerhut, den du auf 
die Hand setzest und die Luft heraussaugst. 
Von klein auf übt sich der Laubfrosch, schnell von einem Blatt 
auf das andere zu springen und sich jedesmal sofort an dem neuen 
Blatte festzuhalten. Drunten im Teiche wohnt er zuerst, dann springt 
er aufs Land. Er hüpft auf den Busch, von einem unteren Blatte 
hinauf nach einem höheren. Beim Sonnenschein sitzt er oben auf 
dem Blatte, beim Regen versteckt er sich auf der Unterseite und 
fällt nicht herab. Vom Busch springt er auf den kleinen Baum, 
vom kleinen Baum auf den großen. In diesem hüpft der flinke Bursch 
immer von Blatt zu Blatt, bis in den Wipfel. Stillsitzen und springen; 
jedes zur rechten Zeit, das sind die beiden Künste, die der Frosch 
zu lernen hat! Springen und festhalten — aber nicht fallen! 
88. Der Zaunkönig und der Bär. Von den Brüdern Grimm. 
Kinder- u. Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Ausl., besorgt von Reinhold Steig. 
Stuttgart und Berlin 1906. 8. 339. 
1. 
ut* Sommerzeit gingen einmal der Bär und der Wolf 
im Wald spazieren; da hörte der Bär so schönen Ge¬ 
sang von einem Vogel und sprach: „Bruder Wolf, 
was ist das für ein Vogel, der da so sä)ön singt?" 
„Das ist der König der Vögel," sagte der Wolf, 
„vor dem müssen wir uns neigen;" es war aber der 
Zaunkönig. „Wenn das ist," sagte der Bär, „so möcht' ich auch gerne 
seinen königlichen Palast sehen; komm und führe mich hin!" „Das geht 
nicht so, wie du meinst," sprach der Wolf, „du mußt warten, bis die 
Frau Königin kommt." Bald daraus kam die Frau Königin und hatte 
Futter im Schuabel und der Herr König auch und wollten ihre Jungen 
ätzen. Der Bär wäre gern nun gleich hinterdrein gegangen, aber der 
Wolf hielt ihn am Ärmel und sagte: „Nein, du mußt warten, bis Herr
	        
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