Full text: [Teil 2 = Kl. 7] (Teil 2 = Kl. 7)

hinein, und es dauerte nicht lange, so plantschte das Männlein im Bad 
herum, daß es eine Lust war. Und wie sich's nun ins Bett gelegt hat, 
da kommt das Mädchen mit einer großen Schere herbei und spricht: 
„Mit deinem alten langen Barte! Da füllst du ja drüber, Männlein 
Spannenlang." Und schwapp! schneidet es dem Männlein den Bart ab. 
Ans einmal ist das Männlein immer großer und schöner geworden und 
hat gesagt: „Mädchen, du hast mich erlöst und sollst auch schön dafür 
bedankt sein! Nimm dir meinen Bart zum Andenken und spinn ihn 
daheim! Es wird dein Schade nicht sein." Damit war's verschwunden. 
Am andern Tag ging das Mädchen wieder nach Hanse und hatte 
den Bart mitgenommen. Daheim aber steckte es ihn auf den Spinn¬ 
rocken und sing an zu spinnen. Da spann der Bart ganz von selber 
immer weiter und weiter, und es wurde das schönste Garn, wie helles 
Gold, und wurde auch niemals weniger, wieviel man auch davon wegnahm. 
Und alle Leute wollten von dem Garn haben, und das Mädchen konnte 
gar nicht genug davon verkaufen. Da wurde es sehr reich und heiratete 
auch bald und wurde sehr glücklich. Und wenn es nicht gestorben ist, 
so lebt es heute noch. 
155. Zwergwanderschaft. Von Johannes Trojan. 
Hundert Kinderlieber. Berlin 1899. S, 69. 
/. Es geht ein Männlein am Morgen aus, 
wagt sich gar keck in die Welt hinaus. 
2. Vorsichtig tappt es durchs zarte Moos. 
Die Glockenblume, wie ist sie groß! 
3. Unterm Pilzdach hält es ein Weilchen Rast. 
Vor einer Spinne flieht es mit Hast. 
4. Mit Zittern schleicht es vorbei am Stein, 
wo die Eidechs liegt im Sonnenschein. 
5. Von einer Erdbeer’, schön reif und rot, 
ißt es ein Zwölftel als Mittagbrot. 
6. Moosbecher winkt ihjn, mit Tau gefüllt, 
da hat es reichlich den Durst gestillt. 
7. Wie die Sonne sinkt und es Abend wird, 
im Heidekraut hat es sich verirrt. 
8. Es kennt die Wege, die Stege nicht, 
da schimmert vor ihm grüngoldnes Licht.
	        
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