Full text: Haus und Welt (Bd. 3)

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Feuerung 1,35 Mk., für Schulbedürfnisse und Sonstiges 13 Pfg. Diese 
Zahlen werden auf der Tafel zusammengezählt und vom „Haushaltungs¬ 
geld der Frau", also von 10 Mk. abgezogen, giebt den Rest 0,85 M. 
Soviel hat Frau Gertrud am Abend des 11. Januar noch im Besitz. 
Die Einnahmen der Familie werden am Ende jeder Woche zusammen¬ 
gezählt. Sie betragen in der 1. Woche 13,50 Mk. Der Lohn eines 
Arbeiters ist bekanntlich nicht fest wie der Gehalt eines Beamten, sondern 
ein schwankender, besonders wenn der Arbeiter auf Stück arbeitet. Berg 
hat am Zahltag Sonnabend, den 11. Januar nur 12 Mk. statt der ange¬ 
nommenen 15 Mk. verdient. Sein Lohn ist um volle 3 Mk. in dieser 
Woche gefallen. Die Familie hat darum für die kommende Woche 3 Mk. 
weniger zu verleben. Da an der Wohnung, an Steuern und der Kranken¬ 
kasse natürlich nicht gespart werden kann, so erhält Frau Gertrud für die 
2. Woche statt 10 Mk. nur 7 Mk., wozu allerdings noch die ersparten 
85 Psg. kommen, muß also alles furchtbar strecken und zusammenhalten, 
um durchzukommen. Sie verbraucht jetzt nur 6,45 Mk., hat also zuletzt 
noch 1,40 Mk. von 7,85 Mk. Haushaltungsgeld übrig! 
So also windet sich die kluge, mutige Frau durch all die Schwierig¬ 
keiten des täglichen Lebens hindurch unter stetem Überlegen und Sorgen. 
Den letzten Pfennig hält sie treulich und tapfer zu Rat' und kommt dadurch 
auch aus. Andere Frauen in ihrer Nachbarschaft, welche nicht rechnen, 
nicht aufschreiben und einteilen, kommen oft mit 20 und 25 Mk. Haus¬ 
haltungsgeld für Mann und Frau allein nicht aus! „Mit vielem hält 
man haus, mit wenig kommt man auch aus!" 
Am Sonnabend, den 18. Januar ist der Zahltag wieder besser aus¬ 
gefallen. Die Frau kann von dem gewöhnlichen Verdienst von 16,50 Mk. 
der Familie, wenn der Mann die nötigen 6,50 Mk. für Wohnung u. s. w. 
weggenommen, wieder ihre 10 Mk. für die 3. Woche*) erhalten und die 
Haushaltung führen wie in der ersten Woche. So wird also stets vorab 
das Notwendige beiseite gelegt und mit dem Übrigen möglichst gut gewirt- 
schastet. Was Frau Gertrud nicht verbraucht, bleibt als Rest in der 
*) Frau Gertrud erhält nämlich immer ihr Haushaltungsgeld schon zum 
voraus. Sie kann darum alles sofort bar bezahlen und die Waren da kaufen, 
wo sie am besten und billigsten sind. Wer aber die Woche über auf Borg die 
Haushaltung führt, hat am Zahltag, bis all die Läpperschulden bezahlt sind, aber¬ 
mals kein Geld. Dies ist ein großer Krebsschaden vieler Familien! Sie sind 
dann immer aufs neue wieder wie Sklaven von andern abhängig, müssen sich um 
hohen Preis schlechte Waren ausdrängen lassen und dazu noch fein stille sein!! 
Nur ein strenggeregeltes, zielbewußtes Sparen, wie es eben nur das Aufschreiben 
ermöglicht, kann aus dieser Sklaverei retten und davor bewahren.
	        
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